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BrasilienRund 200 Tote bei Airbus-Unglück

Flugzeugkatastrophe in São Paulo: Ein A320 ist bei der Landung über die nasse Landebahn hinausgeschossen - und in mehrere Gebäude gerast.

Flammen nach Flugzeugunglück in Sao Paulo Bild: dpa

SAO PAULO taz/dpa Bei dem wahrscheinlich bisher schwersten Flugzeugunglück in Brasilien sind nach Schätzungen der Feuerwehr in São Paulo etwa 200 Menschen ums Leben gekommen. Ein Airbus A320 der brasilianischen Fluggesellschaft TAM war am Dienstagabend nach einem Inlandsflug bei der Landung in São Paulo über die regennasse Landebahn hinausgeschossen, über eine stark befahrene Straße gerutscht und in eine Tankstelle und ein Geschäftsgebäude gerast. Die Maschine und mehrere Gebäude gingen in Flammen auf. Die Rettungskräfte gingen nicht davon aus, dass es unter den 176 Menschen an Bord des Flugzeugs Überlebende gab. Auch in den Gebäuden seien Menschen umgekommen, hieß es.

Bis zum frühen Morgen wurden nach offiziellen Angaben 40 Leichen geborgen. Das teilte das Sicherheitsministerium des Bundesstaates São Paulo mit. Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Die Unglücksursache war zunächst nicht bekannt.

"Da gibt es wohl rund 200 tote Menschen", meldete Feuerwehroberst Manuel Antonio da Silva Araújo vom Unfallort. Rund 400 Feuerwehrmänner sowie Dutzende Notärzte und Polizeibeamte waren im Einsatz. Die Flammen konnten den Medienberichten zufolge binnen weniger Stunden "fast völlig" unter Kontrolle gebracht werden. Das Feuer habe aber ein Gebäude der TAM-Luftfrachtabteilung, in das das Flugzeug gerast war, sowie ein weiteres Geschäftsgebäude und einige angrenzende Häuser weitgehend zerstört. Ein Gebäude sei eingestürzt. Auch mehrere Explosionen seien zu hören gewesen. Anwohner des Stadtteils Moema berichteten von Panikreaktionen.

Lula sei "tief betroffen" und verspreche den Opfern eine eingehende Untersuchung des Unfalls, sagte ein Regierungssprecher in Brasilia. Der Staatschef rief einige seiner Minister noch in der Nacht zu einem Krisentreffen in Brasilia zusammen. Erst im September vergangenen Jahres war Brasilien vom bis dato schlimmsten Flugzeugunfall seiner Geschichte erschüttert worden. Eine Maschine der Airline Gol stieß über dem Amazonas-Urwald mit einer kleineren Privatmaschine zusammen. Alle 155 Insassen des Gol-Flugzeugs starben, die Privatmaschine konnte notlanden. Seitdem sorgten die Fluglotsen des Landes mit Arbeitsniederlegungen und Dienst nach Vorschrift für eine Krise, die bis heute nicht gelöst ist. Die Lotsen fordern bessere Arbeitsbedingungen.

Der städtische Flughafen Congonhas wurde derweil für unbestimmte Zeit geschlossen. Eine längere Schließung sei nicht ausgeschlossen, sagte ein Regierungssprecher. Die Unglücksmaschine war aus der südbrasilianischen Provinzhauptstadt Porto Alegre gekommen. Zum Zeitpunkt des Unglücks regnete es stark, die Landebahn war nass.

Das Flugzeug kollidierte nach Medienberichten bei dem Unfall auch mit einigen Autos, als es über die an den Flughafen grenzende Straße rutschte. Vermutlich habe der Pilot nach gescheiterter Landung noch versucht, durchzustarten, meinten Experten. Die Fluggesellschaft TAM teilte mit, an Bord seien 155 Passagiere, 15 Mitarbeiter von TAM sowie sechs Besatzungsmitglieder gewesen.

Congonhas ist nach Guarulhos der zweitgrößte Flughafen der Wirtschaftsmetropole São Paulo. Erst am Montag war eine andere Maschine bei der Landung in Congonhas von der Landbahn abgekommen. Die Maschine kam erst auf einer Rasenfläche unweit des Absperrzauns um den Flughafen zum Stehen. Am 31. Oktober 1996 war eine Fokker der TAM kurz nach dem Start in Congonhas über Moema abgestürzt. Alle 90 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder sowie drei Menschen am Boden kamen damals ums Leben.

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