Brandanschlag auf Synagoge bleibt ungeklärt: Keine Spur in Mainz
Die Polizei in Rheinland-Pfalz schließt einen antisemitischen Hintergrund nicht aus, ermittelt aber weiter wegen "Vandalismus".
Auch vier Tage nach dem versuchten Brandanschlag auf die erst am 3. September feierlich eingeweihte neue Synagoge in Mainz können Staatsanwaltschaft und die Polizei noch keine Täter präsentieren. "Wir wissen noch nichts Näheres", sagte Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) am Mittwoch am Rande des Besuchs von Bundespräsident Christian Wulff (CDU) in Rheinland-Pfalz. "Irgendein Verrückter" habe den Brandsatz geworfen, wusste Beck noch zu berichten.
Der Mainzer Oberstaatsanwalt Klaus-Peter Mieth sagte, zurzeit würden noch Überwachungsvideos vom Tatort ausgewertet. Weil davon ausgegangen werden müsse, dass der Brandsatz "für die Synagoge bestimmt" gewesen sei, könne ein antisemitischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden. Allerdings werde auch in Richtung "Vandalismus" ermittelt.
In der Nacht zum Sonntag war "eine Art Molotowcocktail" (Staatsanwaltschaft) auf das nach den Plänen des Architekten Manuel Herz erbaute neue jüdische Gotteshaus geschleudert worden. Der Brandsatz blieb allerdings in einem Baum hängen und konnte so keinen Schaden anrichten. Am Sonntag demonstrierten spontan vornehmlich Linke in der Mainzer Innenstadt gegen den wieder "aufflammenden" Antisemitismus gerade in Rheinland-Pfalz. Im Mai war bereits die Synagoge in Worms Ziel eines Anschlags gewesen.
Doch nicht nur Rechtsextremisten kämen als Zündler in Frage, hieß es. Schließlich seien bei Angriffen auf jüdische Einrichtungen überall in Europa auch Israel und Juden hassende junge Muslime als Täter ermittelt worden. Die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz (GJ-RLP) jedenfalls sprach - wertneutral - von einer "feigen Attacke", die ein "Zeichen des Hasses" gewesen sei. Die Menschen in Mainz müssten jetzt "mit aller Kraft für Demokratie, Toleranz und Religionsfreiheit eintreten", sagte Sebastian Hebler, Landesvorstandssprecher der GJ-RLP.
Ein "Signal der Zivilcourage" erwartet auch Bundespräsident Wulff von den Mainzern: "Jeder Anschlag auf eine religiöse Stätte ist einer, den wir alle gemeinsam verurteilen müssen", sagte Wulff zu Beginn seiner Reise durch Rheinland-Pfalz. Wulff hatte im September an der feierlichen Eröffnung der neuen Synagoge teilgenommen. Die alte Mainzer Hauptsynagoge, ein Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit in Europa, war in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 von den Nazis niedergebrannt worden.
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