Brand im Autonomen Zentrum Freiburg: Rechtsextreme Rache?
In Freiburg brannte in der Nacht zum Mittwoch das linke Kulturzentrum. Die Antifa vermutet einen Racheakt der Neonazis, denn sie enttarnte einen rechten Bombenbauer.
BERLIN taz | Am Autonomen Zentrum KTS in Freiburg hat es in der Nacht auf Mittwoch gebrannt. Die Autonome Antifa Freiburg vermutet einen Anschlag aus der Nazi-Szene. Die Kriminalpolizei wollte diesen Verdacht nicht bestätigen. "Brandstiftung, gezielt oder fahrlässig, kann nicht ausgeschlossen werden", sagt ein Sprecher, "wir ermitteln in alle Richtungen."
Die Freiburger Antifa vermutet dagegen einen Racheakt. "Die Nazis machen uns dafür verantwortlich, dass ein rechtsextremer Bombenbauer verhaftet worden ist", sagte ein Sprecher der Gruppe am Mittwoch der taz.
Ende August hatte die Polizei Thomas B. festgenommen, weil er Material zum Bombenbau gehortet hatte. Dieser war ein führendes Mitglied der rechtsradikalen Jungen Nationaldemokraten, der Jugendorganisation der NPD. Die Polizei war durch eine anonyme Anzeige auf Thomas B. aufmerksam geworden, in der Mail listeten der oder die Schreiber auf, was der Rechtsextremist an Chemikalien im Internet bestellt hatte. Die Antifa glaubte damals, dass das Autonome Zentrum ein mögliches Anschlagsziel gewesen seien könnte.
Die Antifa in Freiburg gilt als sehr aktiv und hatte in der Vergangenheit öfter Neonazis enttarnt. Auf der rechtsextremen Internetseite Altermedia schrieb ein Kommentator am 29. August 2009: "Der Südwesten aber, speziell die Region Freiburg, ist bislang noch unser Sorgenkind. Hier werden wir - und das wollen wir ehrlich zugeben - bisher von der Antifa fast nach Belieben durch die Wildnis gehetzt. Und das muss sich dringend ändern! Wir müssen hier weitaus entschlossener und zielstrebiger vorgehen als dies in der Vergangenheit der Fall war."
Auf dem Internetportal Indymedia schrieb ein Kommentator unter dem Pseudonym "Beobachter" am Mittwoch um 12:47 Uhr: "Wer Wind sät wird Sturm ernten! Ihr seit selbst dafür verantwortlich!" Der Kommentar wurde umgehend enfernt, die Administratoren der Seite machten ihn aber für die taz zugänglich.
Ein Anwohner hatte den Brand in der Nacht auf Mittwoch um 3 Uhr per Telefon gemeldet, die Feuerwehr konnte das Feuer schnell löschen. Laut Polizei brannte ein zwei Meter hoher Holzstand ab, der an der Wand des KTS stand. Der Unterstand, in dem auch noch ein altes und leicht brennbares Sofa stand, diente bei großen Veranstaltungen als Kasse.
Das Feuer brachte einige Fenster des Hauses zum Platzen. Dadurch gelangte zunächst Ruß und später Löschwasser ins Gebäude. Laut dem Antifa-Sprecher funktioniert die Elektrik im Haus nicht mehr, mindestens ein Raum muss komplett renoviert werden und die Schalldämpfung an den Fenstern ist ebenfalls zerstört.
Verletzt wurde niemand. "Es war niemand im Haus, weil es unter der Woche und mitten in der Nacht war", sagte der Antifa-Sprecher. Weder Polizei noch Antifa konnten den Sachschaden am Mittwoch genau beziffern.
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