: Boykott tut noch weh
■ Deutsche Shell hat Kunden verloren
Hamburg/London (dpa/rtr) – Die Deutsche Shell AG mit Sitz in Hamburg hat die Folgen des Boykotts wegen der geplanten Versenkung der Brent-Spar-Ölplattform noch nicht verwunden. „Es sind nicht alle Kunden zurückgekehrt“, sagte Shell-Sprecher Thomas Müller gestern. Im Juni, als der Boykottaufruf zahlreicher Umweltinitiativen und Politiker lief, lag der Absatz von Benzin in den Shell-Tankstellen um knapp 11 Prozent niedriger als im Juni des Vorjahres – das sind etwa 40.000 Tonnen Benzin weniger.
Eine Hilfsaktion der Deutschen Shell für die Pächter und die selbständigen Tankstellenpartner ist mittlerweile abgeschlossen, sagte Müller. Für jede Tankstelle sei individuell ein Betrag ermittelt worden, der sich zwischen rund 1.000 und 2.500 Mark bewege. Es handele sich dabei nur um eine Liquiditätshilfe für die Pächter, keinesfalls für einen vollständigen Ausgleich aller Boykottschäden.
Dem Gesamtkonzern hat der Boykott dagegen nicht das geringste anhaben können. Während die Deutsche Shell über Einbußen klagt, meldet die Muttergesellschaft Royal Dutch/Shell riesige Gewinne. Allein im zweiten Quartal 1995 hat der Reingewinn bei fast 1,307 Milliarden Pfund (2,9 Milliarden Mark) gegelegen, gegenüber 574 Millionen Pfund im Vorjahr. Im Öl- und Gasbereich verdoppelte sich der Gewinn gar auf 464 Millionen Pfund.
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