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Archiv-Artikel

Bowling for World Games

Der Duisburger Bowlingspieler Achim Grabowski peilt nach 15 nationalen Titeln nun Gold bei den World Games in Duisburg an. Leider kann er dabei nicht auf seiner eigens gepachteten Bahn antreten

„Die Spiellinie muss ständig zur Rotation des Balls angepasst werden“

VON ROLAND LEROI

Achim Grabowski muss nachzählen. „Bei meinen vielen Erfolgen komme ich langsam durcheinander“, sagt der 39-jährige Duisburger. Er nimmt dabei die Finger zur Hilfe – und eigentlich hätte er dafür drei Hände benötigt. Neulich wurde Grabowski zum 15. Mal Deutscher Bowling-Meister. Der Ausnahme-Sportler führte dabei mal wieder sein Team, den 1. BC Duisburg, zum achten Mannschaftstitel. Die übrigen Meisterschaften errang er in Einzel- und Doppel-Wettbewerben.

„Momentan bin ich in der Form meines Lebens“, glaubt Grabowski. Bei ihm ist das allerdings ein Dauerzustand. Seit 1993 beherrscht der Familienvater die deutsche Bowling-Szene – fast ohne Ausnahme. Dabei kam er eher durch Zufall an die rund sieben Kilo schweren Kugeln. „Mit 17 war ich kurz davor, Fußballprofi beim MSV zu werden. Dann stoppte mich aber eine Verletzung“, erzählt er. Ein Freund nahm ihn damals mit auf die Bowling-Bahn. „Nach einer Woche war ich so süchtig, dass ich an nichts anderes mehr gedacht habe und zehn Stunden täglich trainierte“, erinnert er sich. Mit dem Besitzer des Bowling-Treffs in Duisburg-Buchholz habe er sich angefreundet, „damit er mir auch am Heiligabend die Halle aufschließt“, beschreibt sich Grabowski als „Total-Verrückten.“ Mittlerweile hat er die Anlage mit 24 Bahnen gepachtet und sich einen Lebenstraum erfüllt: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Besser geht es nicht.“

Reich wird er durch seinen Sport nicht. „Die Preisgelder bei Turnieren decken gerade die Unkosten“, sagt Grabowski. Es hätte auch anders kommen können. Vor zehn Jahren lockte mal die amerikanische Profi-Liga. „Damals wurde gerade meine Tochter geboren und ich wollte nicht umsiedeln“, meint der Duisburger. Seine Vereinskollegen taten ihr übriges: „Dieses Mannschaftsgefüge kannst du mit Geld nicht aufwiegen.“

Sein Trainingspensum hat er mittlerweile etwas herunter geschraubt. „Vieles läuft über Routine“, sagt Grabowski. Von besonderen Tricks mag er nicht allzu gerne berichten. „Ich bin einfach in der Lage, mich gut zu konzentrieren und an die Begebenheiten der Bahnen anzupassen“, glaubt der Bowler. Eine Wissenschaft für sich also: Zwei Drittel einer Bowlingbahn werden speziell eingeölt. Das Laufverhalten der Kugeln ändere sich damit nach jedem Wurf. „Die Spiellinie muss ständig zur Rotation des Balls angepasst werden“, erzählt Grabowski. Bei zwölf Versuchen pro Runde schafft er im Schnitt sieben Strikes – alle zehn Pins werden gleichzeitig abgeräumt. Bowling werde im Kopf entschieden, „mit 39 Jahren bin ich für diesen Sport im besten Alter.“

Ob er auch in Zukunft genügend Gegner findet, ist unsicher, denn Nachwuchs ist kaum in Sicht – und das ärgert Grabowski nicht nur in seiner Funktion als Unternehmer. Seine Spielhalle befindet sich zwar wirtschaftlich im „grünen Bereich“, aber neue Aushängeschilder bleiben aus. „Wir bieten hier für wenig Geld beste Trainings-Möglichkeiten, aber die jungen Leute sind alle satt und werfen die Bälle nur lustlos auf die Pins“, schimpft der Meisterspieler. Ein Generationsproblem sei das: „Auto und Freundin sind für die wichtiger.“ Grabowski wäre das früher nicht passiert.

Also muss er es wohl auch in Zukunft richten. Satt ist der Mann noch lange nicht. Drei Mal wurde er schon Europameister, doch bei Weltmeisterschaften langte es 1993, 1996 und 2003 jeweils nur zum Vize-Titel. 2006 steigt in Süd-Korea der nächste Versuch. „Ich bin so heiß wie früher und will noch mal nach ganz oben. Vorher werden die mich nicht los“, schmunzelt Grabowski, der sich zunächst auf die World Games 2005, die im Juli rund um Duisburg stattfinden, konzentriert.

Traurig sei er lediglich, dass die Bowling-Wettbewerbe dann im benachbarten Mülheim, im Rhein-Ruhr-Zentrum, steigen. „Ich hätte mir schon gewünscht, dass meine Anlage den Zuschlag erhält; zumal ich zu den wenigen Duisburger Sportler mit Medaillenchancen gehöre“, ärgert sich Grabowski. Gewinnen will er aber trotzdem. Bei seinem „Heimspiel und Karriere-Höhepunkt“ strebt er im Einzel und Mixed (mit seiner Frankfurter Partnerin Michaela Göbel) Doppel-Gold an. „Beim Bowlen kann ich ein Killer sein“, sagt Grabowski. Bewiesen hat er das schon oft.