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Boulevard der BestenTorbenBecker

Foto: Paul Toetzke

Eigentlich war die taz.meinland-Band schon voll besetzt. Unter aller Radar nistete sich aber noch einer ein. Seit Monaten erschien er zu den wichtigen Terminen, bloggte schon vom taz.lab und war bei manchem Fest dabei. Schleierhaft war jedoch, wer das jetzt eigentlich ist. Im Pink-Floyd-Shirt kam Torben Becker mit struwweligem Haar um die Ecke und gewann die Herzen im Sturm. Meins im Übrigen auch.

Er wurde 89 in Stuttgart geborgen, aber mehr so auf der Durchreise, entwurzelt, sagt er selber. Anfang der 90er ging es dann nach Ulm, da wurde das Dorfleben gelebt, und nach der Grundschule ging es auf die Real­schule. Torben sei zu verspielt fürs Gymnasium, hieß es damals. Als man ihn nach einem Jahr größter schulischer Bemühungen dennoch nicht auf ein solches lassen wollte, schwand, oh Wunder, die Motivation. Zum Glück ging es für die ganze Familie bald nach Mexiko. Drei Jahre neuer Erfahrungen und Eindrücke, drei Jahre Middle- und Highschool am anderen Ende der Welt.

Zurück in Deutschland wollte ihn dann wieder kein Gymnasium, nur an der Informationstechnischen Schule, wieder in Ulm, gab man ihm eine Chance. Die sollte nicht ungenutzt bleiben, auch wenn computerbetonter Unterricht nicht viel brachte. Nach der Schule wurde er Zivildiener in Berlin und wollte dort anschließend studieren. Doch der geneigte Leser wird es ahnen: Die Universitäten wollten ihn nicht.

Als würde Torben sich davon abhalten lassen, ging er nach Kiel: der Beginn einer akademischen Laufbahn. Bachelor in Europäischer Ethnologie und Philosophie, und weil ihn Berlin magisch anzuziehen scheint, danach ein Volontariat beim Verlag für Berlin und Brandenburg. Anschließend, und so langsam ist das ein echter Klassiker, bekam er keinen Platz für einen Master in Berlin. Also wurde es Konstanz, Kenner wissen: das Berlin des Südens. Hier brillierte er in Kulturanthropologie und spielt jetzt mit dem Gedanken zu promovieren. Das Schöne am Akademiker Torben ist: Man sieht und hört ihm nicht an, dass er einer ist. Dafür ist er zu verspielt.

Jann-Luca Zinser

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