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Boulevard der BestenLion Häbler

Südbayerischer Jugendmeister im Judo, rappender Weggefährte der Antilopen-Gang und Sohn zweier DKP-Mitglieder: Wer Lion Häbler aus seinem Leben erzählen hört, zieht mehr als einmal überrascht die Augenbrauen hoch.

Der 32-jährige Münchner hat nicht nur viel ausprobiert, sondern – das fällt nach den ersten Sätzen auf – auch politisches Bewusstsein für zwei. Zweifelsohne ein Päckchen, das er seinen Eltern zu verdanken hat. Die vererbte kritische Perspektive auf den Zustand der Welt begann er schon musikalisch zu kanalisieren, als andere Altersgenossen noch versuchten, mit sich und ihrem pubertierenden Körper klarzukommen: mit 15 Jahren hatte er sich der Rap-Kultur bereits sosehr angenähert, dass er es verstand „Rhymes“ entlang eigener Beobachtungen zu entwickeln. Als „Lea-Won“ rappte er schließlich seine musikalische Sicht der Dinge auf einem Dutzend Alben und EPs, oder wie es statt rappen wohl eher heißen muss: „spitten“. Mit Erfolg über die Münchner Szene hinaus übrigens. Wobei: „Rhymes spitten“? Im Rap-Jargon spricht Lion nicht, obwohl er schon für rap.de, mzee.com und diverse Uni-Magazine über diese Musik zu berichten wusste. Vielmehr hört man ihm inhaltlich an, dass er wohl einige Zeit in marxistischen Lesekreisen verbracht hat.

Er sagt: HipHop sei eigentlich alles, „Tanzen, Malen, Auflegen“. Um „alles“, den großen Einklang, geht es ihm im Leben allgemein. Bis heute hält er Kontakt zu seinem Judo-Lehrer, seinem japanischen Sensei, obwohl ihn Erfolg am Judo schnell nicht mehr interessierte. Ihn faszinierte dabei eher die motorische Mischung: Kraft und Entspannung, technisches Geschick und Balance. Gleichgewicht, jetzt vor allem das seiner Ideale, lag Lion Häbler auch nach der Geburt seiner Tochter am Herzen: Sein Politikstudium habe ihm dabei das nötige Werkzeug an die Hand gegeben, um linke Dogmen, auch die der selbsternannten „Zeckenrapper“ seines Umfelds, kritisch einzuordnen und verfestigte Feindbilder aufzuweichen.

Um „alles“, den großen Einklang, geht es ihm im Leben allgemein

Heute beschreibt er sich als ziemlich gelassen. „Vielleicht hat das aber auch mit der Hektik anderer zu tun.“ Egal. Von der Ruhe des Rotbarts und seinen ausführlichen politischen Analysen und Szenekenntnissen profitiert nicht nur die taz.meinland-Redaktion.

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