Botschaftssturm in Bengasi: Verdächtige gefasst
Nach dem blutigen Sturm auf das US-Konsulat in Bengasi haben libysche Behörden erste Verdächtige verhaftet. Im Jemen starb angeblich ein Mensch vor der US-Botschaft.
BENGASI afp | Im Zusammenhang mit dem tödlichen Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi sind nach libyschen Behördenangaben mehrere Verdächtige festgenommen worden.
Der stellvertretende Innenminister Wanis al-Scharef sagte am Donnerstag, die Ministerien für Inneres und Justiz hätten Ermittlungen eingeleitet und es habe Festnahmen gegeben. Zur Zahl der Festgenommenen oder deren möglicher politischer Orientierung machte der Vizeminister keine Angaben, „um die Ermittlungen nicht zu behindern“.
Die libysche Regierung setzte unterdessen eine Untersuchungskommission ein. Der Sprecher des Sicherheitsausschusses des Innenministeriums, Abdelmonem al-Horr, sagte, der Kommission unter Vorsitz eines Richters gehörten Experten des Justiz- und des Innenministeriums an.
Am Dienstag demonstrierte eine aufgebrachte Menge vor der us-amerikanischen Botschaft in Kairo gegen wegen der Beleidigung des Propheten in einem obskuren Film. Im Verlaufe der Proteste stürmten militante Islamisten das Gebäude. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurde das im libyschen Bengasi das amerikanische Konsulat mit Granaten und raketen angegriffen. Dabei kamen drei Mitarbeiter, eine unbekannte Zahl libyscher Sicherheitskräfte und der Botschafter Christopher Stevens ums Leben. Im Verlaufe des Donnerstags gab es gewalttätige Auseinandersetzungen vor den Botschaften in Jemens Hauptstadt Sanaa und im algerischen Tunis. Demonstrationen wurden auch aus dem Irak, dem Iran, dem Gazastreifen und Bagladesch gemeldet. In den Vereinigten Staaten sind die Angriffe derweil ein hart diskutiertes Thema im Präsidentschaftswahlkampf.
Die Ermittlungen seien „sehr kompliziert“, weil die Menge vor dem US-Konsulat sehr heterogen gewesen sei: „Da waren Extremisten, gewöhnliche Bürger, Frauen, Kinder und Kriminelle.“ Zudem sei von einem nah gelegenen Bauernhof aus geschossen worden.
Aus Protest gegen den in den USA produzierten Film „Innocence of Muslims“ („Die Unschuld der Muslime“), in dem der Prophet Mohammed verunglimpft wird, hatten Angreifer am Dienstag das US-Konsulat in Bengasi gestürmt. Der US-Botschafter Chris Stevens und drei Mitarbeiter wurden getötet, auch mehrere libysche Sicherheitsleute starben. Der Angriff ereignete sich am Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 in den USA, ein für Islamisten symbolisches Datum.
Bei erneuten Zusammenstößen vor der US-Botschaft im Jemen ist am Donnerstagmittag ein Demonstrant getötet worden. Nach Polizeiangaben starb der Mann durch Schüsse der Sicherheitskräfte, mindestens fünf weitere Menschen wurden verletzt. Die Polizei hinderte die Menge daran, auf das Botschaftsgelände vorzudringen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Bundestagswahlkampf der Berliner Grünen
Vorwürfe gegen Parlamentarier
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Berliner Kultur von Kürzungen bedroht
Was wird aus Berlin, wenn der kulturelle Humus vertrocknet?