■ Bosse geht Konkurs: Nieten in Nadelstreifen
„Mehr Markt“, hören wir sie rufen, unsere Bosse. Gerne auch verlangen sie Deregulierung, Liberalisierung und Subventionsabbau. Und ach, wie hart müssen sie ankämpfen gegen den Sturm der Konkurrenz, während die Beamten auf ihren geschützten Amtsstühlen vor Behäbigkeit und Langeweile immer fetter und fetter werden. Alles Lüge und Ideologie!
Die wahren Beamten – und reichsten dazu – sitzen in ledernen Designersesseln in den Chefetagen der Unternehmen. Wenn es ihnen um Subventionsabbau geht, dann immer bei der Konkurrenz, zumal der ausländischen. Denn kommt der Staatsscheck ans eigene Unternehmen nicht mehr regelmäßig, steht der Konkurs ins Haus. Die Berliner Bosse GmbH ist hier das beste Beispiel: Jahrelang lebte man in der Inselstadt gut von den westdeutschen Berlin-Subventionen. Jetzt fallen sie weg, und schon geht dem Unternehmen die Luft aus. Gerade in der Telefonbranche war die Versorgungsmentalität besonders stark ausgeprägt. War doch klar, daß das Staatsunternehmen Post seine Aufträge an die einzelnen Firmen des Kartells aus Siemens, DeTeWe, SEL, Bosse und anderen gleichmäßig verteilte und jeder das bekam, was er zum Überleben brauchte. Nun aber ist die Post privatisiert, gestaltet ihr Geschäftsgebaren nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten, kauft mal hier und mal da ein, setzt ihre Auftragnehmer dem Markt aus.
Und was passiert da beim einstmals staatlich alimentierten Privatisierungs-Opfer Bosse GmbH? Neue Ideen, Innovation, Produktentwicklung, Initiative? Ach was, die Herren versuchen, ihre Immobilie zu retten und sich abzusetzen. Vorher, in den immerhin fünf Jahren seit dem großen Umbruch, haben sie sich noch mal gut versorgt: 40 Chefs für 200 Knechte. Das Kürzel „OFK“ bedeutete bei der Firma Bosse „Oberster Führungskreis“ – die Beschäftigten verstanden darunter „ohne fachliche Kompetenz“. Hannes Koch
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