das wichtigste : Boßdorf vom Bildschirm
Der Stasi-belastete ARD-Sportkoordinator erhält Abmahnung. Aber er bleibt vorerst im Amt
KÖLN dpa ■ Der wegen seiner Stasi-Kontakte umstrittene ARD-Sportkoordinator Hagen Boßdorf wird während der Olympischen Winterspiele in Turin und der Tour de France im Sommer nicht auf dem Bildschirm präsent sein. Programmdirektor Günter Struve wurde von den Intendanten der Landesrundfunkanstalten zudem beauftragt, gegen den 41-Jährigen „arbeitsrechtliche Konsequenzen zu ergreifen“, wie die ARD gestern mitteilte. Er solle jedoch Sportkoordinator bis Ende März 2007 bleiben.
Boßdorf unterhielt zu DDR-Zeiten Kontakte zur Staatssicherheit, hat aber stets eine Tätigkeit als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) bestritten. Sein Fernbleiben vom Bildschirm während der sportlichen Großereignisse erfolge auf eigenen Wunsch, hieß es. Die ARD-Intendanten missbilligten, dass die von Boßdorf 2002 im Zuge seiner Berufung zum Sportkoordinator erteilten Auskünfte unvollständig gewesen seien.
Die Intendanten hatten in Köln die Ergebnisse des Gutachtens des Forschungsverbundes SED-Staat der FU Berlin und eine dazu vorliegende Stellungnahme Boßdorfs diskutiert. Boßdorf erklärte darin, er bedaure, dass die ARD durch ihn in die Diskussion über seine Vergangenheit geraten sei. Er habe sich für seine abqualifizierenden Äußerungen gegenüber der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, entschuldigt.
Boßdorf sollte im Frühjahr dieses Jahres Nachfolger von Gerhard Delling als Sportchef beim NDR werden. Der NDR kündigte jedoch nach dem Bekanntwerden neuer Stasi-Vorwürfe den Vertrag auf. Boßdorf hat ein Rückkehrrecht zum ORB-Nachfolger Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB).