■ Bosnisch-serbisches Parlament konstituiert: Muslime schwören nicht aufs Evangelium
Banja Luka (AP) – Uneinigkeit bei der Konstituierung des Parlaments der Serbischen Republik in Bosnien-Herzegowina: Die 18 nichtserbischen Abgeordneten weigerten sich, den Amtseid abzulegen, weil sie den religiösen Wortlaut der Erklärung ablehnten. Nach einem zeitweiligen Boykott nahmen sie an der Sitzung später wieder teil, als Gesundheitsminister Dragan Kalinić zum neuen Parlamentspräsidenten bestimmt wurde. In einer Schweigeminute gedachten die Angehörigen der drei Volksgruppen zudem der rund 200.000 Opfer des Bürgerkriegs in Bosnien-Herzegowina.
Die Parlamentarier hatten den Eid verweigert, weil ein Würdenträger der serbisch-orthodoxen Kirche den Amtseid abnahm und der Eid die Abgeorneten auf „Gott den Allmächtigen“ sowie „das Evangelium und die Verfassung“ verpflichtete.
In einer Ansprache zeigte sich die Präsidentin der Serbischen Republik, Biljana Plavsić, kompromißbereit. Eine künftige Zusammenarbeit in den gemeinsamen Gremien Bosnien- Herzegowinas sei möglich. Die bosnischen Serben stünden hinter dem Daytoner Friedensabkommen.
Das serbische Parlament war im September gemeinsam mit dem gesamtbosnischen Parlament gewählt worden, das in Sarajevo sitzt. Das Friedensabkommen von Dayton hat die Einheit Bosnien-Herzegowinas als lose Union der bosnisch-serbischen Republik sowie der Muslimisch-Kroatischen Föderation bewahrt.
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