: Borderline-Performance
Hollerbach schauspielert den HSV zu drei Punkten gegen Hertha und beweist, worin der HSV Spitze ist
Hamburg taz ■ Selbst Dieter Hoeneß stand nach dem Spiel schmunzelnd in der Kulisse der Pressekonferenz. Immerhin weiß der leidgeprüfte Manager der Gäste aus Berlin auf der Bank seiner Hertha den einzigen Fußballlehrer dieser Republik, der sich notfalls auch als Stand-Up-Comedian durchschlagen könnte. Erneut lieferte Hans Meyer eine zwischen Sarkasmus und Zynismus wandelnde Borderline-Performance und sah in Halbzeit eins exklusiv einen „nervösen HSV“, der „ohne große Vorteile“ nach einem Freistoßtor von Christian Rahn verdient führte. Und dann, so der Trainer des Abstiegskandidaten, „entscheiden Hollerbach und der Linienrichter dieses Spiel“.
Da war dann doch was dran. Hertha hatte ja auf den Ausgleich gedrängt, der HSV war jetzt wirklich nervös geworden, als die Stunde der abgezocktesten Rothose schlug. Hollerbach provozierte Dick Van Burik bei einer Rudel-Rangelei so geschickt, dass sich der Berliner Kapitän zu einem Schubser gegen den Kontrahenten hinreißen ließ. Der sonst so standfeste Metzger fiel wie ein morscher Baum im Herbststurm – vom Ringer zum Schauspieler in zwei Augenaufschlägen. Als zehn Minuten später mit Arne Friedrich nach einer Notbremse gegen Romeo gleich die zweite Hertha-Defensivkraft vorzeitig duschen durfte, schien der Weg frei für ein kleines HSV-Schützenfest. Doch es reichte nur noch zum 2:0 nach der schönsten Kombination des ganzen Spiels: Kling zog nach Doppelpass mit Rahn Marcelinho davon und schulmäßig zur Grundlinie durch, Romeo vollendete seine Reingabe mühelos aus kurzer Distanz. „Wir haben sehr viel investiert bis dahin“, entschuldigte Klaus Toppmöller das bescheidene Überzahlspiel seiner Mannen.
Der HSV-Coach hofft jetzt wieder mal „auf den nächsten Schritt“, und schielt derzeit auf Platz acht befindlich schon wieder „mit einem Auge nach oben“. Tatsächlich: Mit zwei Platzverweisen, fünf gelbe Karten, 51 Fouls, hüben wie drüben gut verteilt – behaupteten der HSV und Hertha BSC ihre Spitzenplätze der unfairsten Teams eindrucksvoll. Da konnte doch nur ein Anti-Fußballer wie Hollerbach zum Matchwinner werden. Es geht nach oben, HSV. JÖRG FEYER