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■ Bonn apartRitas bunte Truppe

Manche Newcomer im Bundestag sind ziemlich alte Hasen. In der stark dezimierten Fraktion der FDP etwa sollen zwei erstmals ins Parlament gewählte Abgeordnete für neuen Schwung sorgen, deren Namen einem doch verdammt bekannt vorkommen: Der eine heißt Klaus Kinkel (Landesliste Baden-Württemberg), der andere Günter Rexrodt (Landesliste Berlin). Und das bei einer Partei, die erst im April den Beschluß zur Unvereinbarkeit von Amt und Mandat verabschiedet hat, nach dem Minister also ihr Abgeordnetenmandat ruhen lassen müßten.

Mit Orientierungsschwierigkeiten im Regierungsviertel werden die beiden jetzt gewählten Herren jedenfalls nicht kämpfen müssen. So wenig wie etwa die Bündnisgrünen Antje Vollmer oder Joschka Fischer, denen das harte Holz der Oppositionsbänke wohlbekannt sein dürfte.

Schon vor der Konstituierung des Bundestags wird die Gruppe der Stars mit öffentlicher Aufmerksamkeit verwöhnt: Die ehemalige Miß Germany, die CSU- Abgeordnete Dagmar Wöhrl, wird fast ebenso oft porträtiert wie Stephan Heym, der Autor und Gewinner des PDS-Direktmandats in Berlin-Mitte, der als Ältester die Eröffnungsansprache halten wird. Über den grünen Tübinger Türken Cem Özdemir ist soviel zu lesen wie über den nackten Wahlwerber in eigener Sache, Berlins Ex-Jugensenator Thomas Krüger (SPD).

Und Gerhard Zwerenz, Autor aus Hessen und jetzt PDS-Mann ohne Vorstellungen von seiner parlamentarischen Arbeit („Weiß ich nicht“), fällt ebenso auf wie Matthias Berninger, der über die Landesliste Hessen der Bündnisgrünen gewählte jüngste Abgeordnete des Hauses.

Ritas bunte Truppe also? Keine Sorge. Es wird auch diesmal wieder genug brave Parteiarbeiterinnen und Parteiarbeiter geben, die sich, ohne aufzufallen, in den Betrieb integrieren lassen. Sie werden voraussichtlich in ihrer ersten Legislaturperiode keinen Auftritt bei Ulrich Wickerts Tagesthemen absolvieren und nur von ihren eigenen Heimatzeitungen um Interviews angegangen werden.

Viele von den Neuen fühlen sich am Anfang „verdammt einsam“, wie altgediente Abgeordnete aus eigener Erfahrung wissen. Da irren erwachsene Menschen in den ersten Tagen durchs kleine Regierungsviertel und werden von Fragen gequält wie: Wo bitte geht's zur Fraktion? Wie kriege ich einen Hausausweis? Wann kann ich ein eigenes Büro beziehen? Und in welchem Ausschuß kann ich mitarbeiten?

Und eine Unterkunft muß auch her, bevor die Arbeit losgehen kann. Für die Vermieter der „Bundesstadt“ Bonn aber sind auch die Vertreter des Volkes ganz normale Bewerber, die dringend Wohnraum suchen. Und weil sie es so eilig haben, lassen sie sich ein paar hundert Mark mehr als ein ganz normaler Bürger für ein Zimmer oder für ein Appartement aus den Rippen leiern. Hans Monath

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