■ Bonn apart: Rexrodt totgelobt?
Der Bundeswirtschaftsminister macht Witze: „Was ist der Unterschied zwischen Harald Juhnke und Jürgen Möllemann? Antwort: Der eine ist nur gelegentlich besoffen, Jürgen Möllemann dagegen ständig.“ So hat es Günter Rexrodt natürlich nicht gesagt, nachdem ihm der FDP-Landesvorsitzende von Nordrhein-Westfalen den Rücktritt nahegelegt hat. Und selbst wenn – hätten wir es nicht erfahren. Man hört ja einfach nix von dem Mann, selbst wenn wir zehn Millionen Arbeitslose hätten. Oder sind es schon zehn?
Eigentlich ist Günter Rexrodt nur dann im Gespräch, wenn mal wieder jemand seine Ablösung als Wirtschaftsminister fordert. Dann ist die Verblüffung erstmal groß. Ach ja, wir haben einen Wirtschaftsminister? Und wie war doch gleich sein Name? Rexrodt?
Wer in den Archiven etwas über ihn lesen möchte – und sei es nur, um sich zu vergewissern, daß der Mann nicht immer malariakrank war –, schlage nicht unter „Günter Rexrodt“ nach. Vielversprechender sind die Stichworte Rücktrittsforderung, Abschußliste, Dorn im Auge – oder Schmidt-Jortzig. Meistens werden der Justizminister und sein für Wirtschaft zuständiger Kollege ja in einem Atemzug genannt.
Der Böse ist jetzt mal wieder Jürgen Möllemann, weil er Rexrodt beschädigt haben soll. Dabei ist der Wirtschaftsminister in seiner Amtszeit wohl kaum jemals so hartnäckig gelobt worden. „Er macht eigentlich nichts falsch“, schmeichelte Möllemann. Bild titelte gar „Krach um Möllemann“, als wenn es nicht eher um Rexrodt ginge. Man kennt ja die uralte Geschichte: Schon der Läufer, der die Nachricht des Sieges der Griechen über die Perser in der Schlacht von Marathon nach Athen trug, mußte sein Leben lassen.
Muß nun auch Jürgen Möllemann sterben? Wir hoffen nicht. Schließlich wird bald Rexrodts Posten frei. Und hat Möllemann nicht in seiner eigenen Zeit als Bundeswirtschaftsminister bewiesen, daß man ihm nicht vorwerfen kann, eigentlich nichts falsch zu machen? Möllemann, übernehmen Sie! Markus Franz
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