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Bombenopfer im Propagandakampf

■ In El Salvador werden Personalien von Bürgern gesammelt, denen Arme oder Beine amputiert worden sind / Kritiker: Regierung will von eigenen Menschenrechtsverletzungen ablenken

San Salvador (dpa) - In El Salvador findet in diesem Monat eine Volkszählung besonderer Art statt. Gezählt und erfaßt werden die Kriegsversehrten und Krüppel. Das Innenministerium forderte alle lokalen Behörden auf, der Regierung in San Salvador die Personalien der Bürger zu melden, denen Arme oder Beine amputiert wurden. Gerechnet wird mit etwa 800 Betroffenen in der Zivilbevölkerung, die Opfer von Bomben und Minen des siebenjährigen Bürgerkrieges wurden. In der Zeit von Juni bis Dezember dieses Jahres werden nach den Worten von Sonia de Mundoz, Direktorin der Aktion, alle Gemeldeten eine kostenlose Prothese erhalten, die ihnen das Leben erleichtern soll. Neben dem humanitären Gesichtspunkt hat diese Versehrtenzählung eine politische Zielrichtung. Die Regierung unter dem christdemokratischen Präsidenten Jose Napoleon Duarte will die Minen– und Bombenopfer für den Propagandakampf gegen die Rebellen der Befreiungsfront Farabundo Marti (FLMN) vereinnahmen und als Opfer der Guerilla– Grausamkeit darstellen. Das ist eine neue Variante der psychologischen Kriegsführung, nachdem die Befreiungsfront in Teilen des Landes von der Bevölkerung unterstützt wird und das Militär trotz massiver Aufrüstung durch die USA zur Zeit „keine Chance“ hat - so ein westeuropäischer Diplomat - die Guerilla zu besiegen. Auch lenkt diese Minenopfer–Kampagne von den Menschenrechtsverletzungen des Militärs und den heftig kritisierten Flächenbombardements der Luftwaffe ab. Die zur Zeit laufende Versehrtenzählung wird organisiert von der regierungsamtlichen „Kommission für Menschenrechte“, der Kritiker vorwerfen, sie sei ein Propaganda–Instrument der Regierung und des Militärs. Die Finanzierung erfolgt über internationale Organisationen, Lieferant der Prothesen ist eine US–Firma. Die US–Botschaft in San Salvador unterstützt die Aktion.

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