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Bombenanschlag auf IBM–Zentrum

■ Kurz vor der Explosion ging anonyme Warnung per Telefon bei zwei Geistlichen in Heidelberg ein / An einem Zaun in der Nähe des Tatortes wurde ein achtseitiges Bekennerschreiben gefunden

Heidelberg (dpa) - Sachschaden in Millionenhöhe entstand am frühen Sonntagmorgen bei einem Bombenattentat auf das wissenschaftliche Zentrum des Computerunternehmens IBM Deutschland GmbH in Heidelberg. Menschen wurden nicht verletzt. Inwieweit die 8 bis 10 Mill. DM teure Rechneranlage in Mitleidenschaft gezogen wurde, steht noch nicht fest. Generalbundesanwalt Kurt Rebmann schaltete sich ein und beauftragte das baden–württembergische Landeskriminalamt mit den Ermittlungen. Wie ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe auf Anfrage erklärte, wurde an einem Zaun in der Nähe des Tatorts ein achtseitiges Bekennerschreiben einer „Kämpfenden Einheit Hind Alameh“ gefunden. In dem Brief wird unter anderem Hind Alameh als eine Genossin aus dem palästinensischen Kommando Martyr Halimeh bezeichnet. Martyr Halimeh nannte sich das Kommando, das 1977 die Lufthansa–Maschine Landshut entführt hatte, deren Passagiere später in Mogadischu von der Spezialeinheit des Bun desgrenzschutzes, GSG 9, befreit worden waren. Nach den bisherigen polizeilichen Erkenntnissen wurden gegen 03.50 Uhr zwei Geistliche in Heidelberg per Telefon anonym aufgefordert, die Pförtner des IBM– Hauses und eines benachbarten Verlagsgebäudes zu verständigen und zum sofortigen Verlassen der Häuser zu bewegen. Es werde eine Bombe hochgehen. Die Geistlichen, die offensichtlich von einer Telefonzelle in der Nähe des IBM–Zentrums aus angerufen worden waren, verständigten sofort die Polizei. Die Bombe explodierte, kurz bevor die Polizei eintraf. Kurze Zeit nach ihrem Eintreffen bei dem IBM–Computerzentrum sahen die Polizisten in der Nähe einen Personenwagen oder einen Kombi unbekannten Typs mit hoher Geschwindigkeit in Richtung zum Heidelberger Stadtteil Handschuhsheim davonrasen. Die Polizeistreife verfolgte das Fahrzeug, konnte den Wagen aber nicht mehr einholen. Die Fahndung nach den Tätern verlief bis Sonntagmittag ergebnislos.

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