Bohrung erreicht chilenische Bergleute: Rettung der Kumpel ist nah
Sie sind seit über zwei Monaten in rund 600 Metern Tiefe eingeschlossen – am Mittwoch sollen die 33 Kumpel in dem chilenischen Bergwerk an die Oberfläche zurückkehren.
COPIAPÓ dapd | Nach mehr als zwei Monaten unter Tage können die verschütteten Bergleute in Chile auf baldige Rettung hoffen: Eine Rettungsbohrung erreichte am Wochenende die 33 Männer in 624 Meter Tiefe. Eine Sirene ertönte als Zeichen des Durchbruchs. Der Schacht ist breit genug, um die Arbeiter mit einer Rettungskapsel nach oben zu holen. Die Nachricht vom Durchbruch löste bei den seit Wochen an der Mine ausharrenden Angehörigen Jubel und Freudentränen aus. Die Bergleute können allerdings erst am Mittwoch an die Oberfläche geholt werden.
Bergbauminister Laurence Golborne erklärte nach einer Inspektion des Rettungsschachts per Videokamera, die Wände seien stabil genug für die Rettungskapsel. Der Tunnel "ist in einem sehr guten Zustand und muss nicht vollständig verkleidet werden". Nur die ersten knapp 100 Meter des Schachts müssten mit Stahlrohren eingefasst werden. Mit dieser Arbeit werde umgehend begonnen, sagte Golborne. Wären die Stahlrohre im gesamten Schacht nötig gewesen, hätte das die Rettung der Bergleute um eine weitere Woche verzögert. Die Rohre sollen verhindern, dass Felsbrocken in die Tiefe stürzen und den Schacht blockieren.
Die Bohrung mit dem Arbeitsnamen "Plan B" hatte sich in der Nacht zum Samstag durch die letzten 39 Meter Gestein gefressen. Die Arbeiter filmten mit einer Videokamera den Durchbruch in ihrem Werkstattraum und brachen in Jubel aus. An der Oberfläche feierten ihre Angehörigen in ihrem Zeltlager, dem "Camp Hope", in dem sie seit dem Unglück am 5. August ausharren. "Wir sind so glücklich", sagte Darwin Contreras, dessen 26 Jahre alter Bruder in der Mine gefangen ist. Golborne warnte jedoch vor verfrühter Begeisterung. "Noch haben wir niemanden gerettet", sagte er. Die Rettung ist erst dann abgeschlossen, wenn die letzte Person da unten die Mine verlassen hat."
Vor der Gold- und Kupermine San José in der Atacama-Wüste liefen unterdessen die letzten Vorbereitungen für den Empfang der Bergleute auf Hochtouren. Die Arbeiter sollen zunächst in einem Feldlazarett vor Ort untersucht werden, wo sie kurz drei ihrer Verwandten sehen dürfen. Dann werden die Männer in kleinen Gruppen in das nächstgelegene Krankenhaus in Copiapó geflogen, wo sie zur Beobachtung weitere 48 Stunden verbleiben sollen. Diejenigen, die physisch und psychisch stabil genug sind, dürfen dann nach Hause zu ihren Familien.
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