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Archiv-Artikel

Bock müssen sie haben

In Bochum bilden Dance-Produzenten junge Menschen zu ihren Nachfolgern aus – aber in allen Sparten

Von ROS

In einen Berufsstand treten, dem auch Hochtöner wie Dieter Bohlen angehören oder die Lockenpracht Frank Farian – will man das wirklich? Offenbar schon. Denn in der Bochumer School for Engineering and Audio Producing (SEAP) lassen sich derzeit 15 junge Menschen zum Musik-Produzenten ausbilden. Zehn Stunden die Woche stieren sie auf Computer-Monitore, schieben Regler auf und nieder, mischen, schneiden, feilen – alles, damit später aus den Lautsprechern ein möglichst marktfähiges Produkt plätschert.

Damit ist es natürlich nicht getan. Deshalb bekommen die künftigen Chart-Stürmer von ihren Dozenten auch die richtigen Vermarktungs-Strategien beigebracht – das „Leben nach der Aufnahme“, wie Produzenten es nennen. Was man also machen muss, damit man später auch mal auf die After-Show-Party beim Echo kommen oder „plus 1“ auf Gästelisten stehen darf. So viel Wissen hat freilich seinen Preis: Ein viermonatiger Lehrgang kostet inklusive Zwischen- und Abschlussprüfung rund 2.800 Euro. Dafür wird der Zugang zu einem hochmodernen Studio, zu analogen und digitalen Mischpulten geboten. Am Ende ihrer Ausbildung erhalten die Schüler ihr „SEAP-Diplom“ und sind damit – nichts. Denn was dieser Abschluss wirklich auf dem Markt bedeute, zeige sich erst später.

Das sagt André Tanneberger, der unter dem Kürzel ATB (gesprochen: ÄiTiBi) schon so manche Dance-Sensation zusammencomputert hat, und außerdem einer der SEAP-Gründer ist. Das heißt aber nicht, dass man sich in der SEAP auf Dance-Music versteifen muss. Tannebergers Partner Woddy van Eyden sagt, die Musik an sich stehe an oberster Stelle – egal, welche Sparte. Deshalb lehren auch Rock-Dozenten, zum Beispiel von den H-Blockx, die als Standard-Werk in Sachen Musikproduktion gerade so durchgehen.

Eine spezielle Vorbildung, also zum Beispiel die Kompetenz, Noten lesen zu können, muss man übrigens nicht mitbringen in die SEAP. Der PC hilft. „Bock müssen sie einfach haben“, sagt van Eyden. Bock und 2.800 Euro. ROS