■ Blutiger Generalstreik in Santo Domingo: Mit Schnellfeuerwaffen gegen Demonstranten
Berlin (taz) – Gleich zu Beginn des zweitägigen Generalstreiks in Santo Domingo blieben am Dienstag ein Toter und ein Schwerverletzter auf der Strecke. Nach Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften im Norden der Stadt hatte eine Anti-Aufruhr- Einheit mit Schnellfeuergewehren auf Steinwürfe geantwortet. Die Aufrüstung dieser neuen Einheiten war eine der unpopulären Maßnahmen, die den Ausstand provoziert hatte. Vom Handel und den Transportunternehmen wurde der Streik weitgehend eingehalten, während in der Tourismusbranche normal gearbeitet wurde.
Als der 43jährige Leonel Fernandez sich im Juni des Vorjahres in der saubersten Wahl der Geschichte des Landes gegen den sozialdemokratischen Veteranen José Francisco Pena Gómez durchsetzte, herrschte Aufbruchstimmung in der Dominikanischen Republik. Doch die Parolen gegen Korruption und Vetternwirtschaft blieben leeres Gerede, die Armutsbekämpfung findet vor allem in den Ministerien statt. Während das Volk sich mit 40 Prozent Lohnerhöhung, die die explodierenden Preise nicht kompensieren kann, zufriedengeben muß, verordneten sich die Regierungsfunktionäre eine Verdreifachung des Salärs.
Die im „Kollektiv der Volksorganisationen“ zusammengeschlossenen Gewerkschaften und Studentenverbände fordern unter anderem 100 Prozent Lohnerhöhung, eine stabilere Wasser- und Stromversorgung und das Aussetzen der Schuldendienstleistungen.
Mehreren lokalen Streiks begegnete die Regierung mit Polizeieinsatz: Mindestens zwölf Todesopfer waren die Folge. Auch jetzt drohte Fernandez mit Strafen „für die illegalen Aktionen.“ Ralf Leonhard
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