„Mono Für Alle“ im Hafenklang : Blut im Kopf
Die Stimme klingt seltsam, irgendwie gepresst und auch höher als normal. So als ob jemand seinen Hals ganz eng macht, bis die Halsschlagader schwillt, als ob er Luft hineinpumpt, bis der Druck unerträglich wird und alles hervorschießt, der aufgestaute Hass auf die Enge der Beziehung und das beschissene Spießerleben und überhaupt.
Es ist eine große Wut in der Musik von Mono Für Alle, der Band aus Marburg. Eine Wut, von der nicht ganz klar ist, wo sie herkommt und gegen wen sie sich richtet. Es ist eine dumpfe Wut, so dumpf wie der Gitarrensound von Mono Für Alle. Das mit dem Sound könnte am Verstärker liegen oder an den Mikrofonen, bei der Wut dagegen lässt sich spekulieren, dass sie vielleicht aus einer Hilflosigkeit resultiert. Darüber, dass die meisten einfach mitmachen, und dass sie auch noch ganz gut leben dabei, zwischen Job und Kindern und Einfamilienhaus.
Man kann sich vorstellen, wie Mono Für Alle anfangen zu schäumen, wenn sie daran denken, und dann schreiben sie eben Lieder, in denen ein Amokschütze durch die Fußgängerzone läuft. Ach ja, herrlich, endlich einmal abzudrücken, einfach so, und das spießige Leben dahin zu befördern, wohin es gehört: auf den Friedhof. Auch so ein Thema, über das sie gerne singen.
Mit solchem Revoluzzer-Punk ist kein Staat und wahrscheinlich auch kein Geld zu machen. Mono Für Alle scheint das jedoch nicht zu stören. Ihre neueste Veröffentlichung besteht aus zwei CDs, deren eine ein halbstündiges Video über ihren letzten Streich enthält, einen Besuch auf der spanischen Aussteigerinsel San Pedro. Die Band aus Marburg gab dort ein Konzert auf einem Felsplateau und verschreckte mit ihrem Höllenlärm die ansässigen Hippies, die mit dem Krach Probleme hatten. Auch die „machine-gun-guitar“ der Band kam bei ihnen nicht so gut an, sie fanden das militaristisch.
Die Bühnenshow des Trios aus Marburg ist wegen ihrer Unberechenbarkeit legendär. Beim Konzert in St. Pedro wurde die künstliche Kanzel des Sängers irgendwann von ihm selbst mit Benzin übergossen, sie ging in Flammen auf. Man kann nur hoffen, dass es beim Konzert im Hafenklang etwas friedlicher zugeht. Daniel Wiese
Donnerstag, 21 Uhr, Hafenklang