Blut, Schleim, Zellen:
Bei dem Wort „Blut“ denken wir meistens an ungewollte Verletzungen. Das trifft auf Menstruationsblut natürlich nicht zu. Tatsächlich besteht es nur zu einem Teil aus Blut; außerdem enthalten sind Stücke der abgebauten Gebärmutterschleimhaut, in die sich die befruchtete Eizelle im Fall einer Schwangerschaft eingenistet hätte, und die unbefruchtete Eizelle selbst.
Daneben besteht die Flüssigkeit aus Zervixschleim – also jenem Ausfluss, den der Gebärmutterhals produziert – und Vaginalsekret.
Besonders während einer starken Regelblutung können außerdem geleeartige „Blutklumpen“ ausgeschieden werden. Die sind aber kein Grund zur Beunruhigung: Normalerweise lösen Antikoagulationsstoffe die Gebärmutterschleimhaut auf, damit diese leichter ausgeschieden werden kann. Bei besonders starken Blutungen gelingt das aber nicht vollständig, und die Überreste werden in Klümpchenform ausgeschieden.
Im Schnitt scheidet eine Frau pro Zyklus 65 Milliliter Menstruationsblut aus – das ist etwa eine halbe Kaffeetasse voll.
Tampons gehören zu den am weitesten verbreiteten Damenhygieneprodukten in Deutschland. Im Jahr 2003 wurden etwa 1,9 Milliarden Tampons verkauft. Ein klassischer Tampon besteht aus einem zusammengerollten Streifen aus Viskose oder Baumwolle und einem Rückholbändchen. Er wird in die Vagina eingeführt und sollte aus hygienischen Gründen nach maximal sechs Stunden wieder entfernt werden. Tampons saugen außer dem Menstruationsblut auch jede andere Flüssigkeit in der Vagina auf, was zu Trockenheit und Juckreiz führen kann. In vielen religiös geprägten Ländern ist der Gebrauch von Tampons unüblich. Das hat unter anderem mit der Angst zu tun, der Tampon könnte das Jungfernhäutchen verletzen.
Binden werden in der Unterhose platziert. Ihr Inneres besteht meist aus Zellstoff. Kunststoffkristalle sorgen dafür, dass das Material saugkräftiger wird. Eine Binde sollte alle paar Stunden gewechselt werden. Da die meisten Einwegbinden Plastik enthalten, sind sie nicht ökologisch abbaubar. Umweltschützer_innen kritisieren die dadurch entstehenden Müllberge; immerhin verbraucht jede Frau in ihrem Leben durchschnittlich 16.800 Binden oder Tampons. 2003 wurden in Deutschland 2,3 Milliarden Binden verkauft. Für Müllvermeiderinnen gibt es als Alternative Binden aus Baumwolle, die ausgewaschen beziehungsweise ausgekocht werden. Bevor die Einwegbinde auf den Markt kam, waren solche Produkte viele Jahre lang die Regel.
Menstruationsschwämme bestehen aus Naturschwamm – ja, aus toten Lebewesen. Synthetisch hergestellte Schwämme heißen auch „Soft Tampons“. Ein Schwamm wird ähnlich wie ein Tampon tief in die Vagina eingeführt. Vor der Benutzung wird er in eine Mischung aus Wasser und Essig gelegt, um Keime abzutöten. Ist er vollgesogen, bewegt er sich von allein nach unten und kann ganz ohne ohne Rückholbändchen leicht entfernt werden. Er wird dann mit kaltem Wasser ausgespült und wieder eingesetzt. Ein Schwamm sollte maximal acht Stunden in der Vagina bleiben. Er kann mehrere Monate lang wiederverwendet werden, die Variante aus Naturschwamm enthält keinerlei Chemie. Anders als ein Tampon muss ein Schwamm beim Sex nicht entfernt werden.
Eine Menstruationstasse besteht aus medizinischem Silikon. Sie wird zusammengefaltet in die Vagina eingeführt. Dort entfaltet sie sich und fängt das Blut auf. Die Tasse fast je nach Größe bis zu 40 Milliliter und kann bis zu 12 Stunden im Körper bleiben. Nach jedem Gebrauch sollte sie mit Wasser gesäubert und am Ende der Periode ausgekocht werden. Eine Tasse fängt die Flüssigkeit nur auf, statt sie aufzusaugen. Das hat Vorteile für die Scheidenflora, während Tampons oft zu Trockenheit führen. Sie kann bis zu zehn Jahre lang verwendet werden. Die erste Gummitasse wurde 1937 patentiert. In Deutschland wird sie erst in den letzten Jahren nachgefragt – erst unter Feministinnen oder in der Ökoszene, inzwischen auch in vielen Drogerien.
Ein Menstruationshöschen oder „Period Panty“ ist eigentlich das Gleiche wie eine waschbare Binde – nur dass das Hygieneprodukt in eine Unterhose eingenäht ist. Je nach Modell kann das Wäschestück bis zu zwei Tampons ersetzen. Nach dem Gebrauch wird die Unterhose unter fließendem Wasser ausgewaschen und dann in die Waschmaschine gesteckt. Es gibt sie in verschiedenen Modellen vom String Tanga bis zum High-Waist-Schnitt oder als Boyshorts. Während es auf dem US-Markt zahlreiche Hersteller gibt, ist das Produkt auf dem deutschen Markt kaum bekannt. Während des US-Wahlkampfs tauchten auch Modelle mit Trumps Gesicht im Schritt auf, nachdem dieser sich mehrmals sexistisch geäußert hatte. Frei nach dem Motto: Pussy grabs back.
Nicht alle haben die Möglichkeit, frei zwischen diversen Hygieneprodukten zu wählen. In verschiedenen Ländern des globalen Südens fehlen vielen Frauen und Mädchen die finanziellen Mittel, um überhaupt Binden oder andere Produkte zu kaufen. Stattdessen greifen sie während der Menstruation notgedrungen auf Socken, Stoffreste, Stücke alter Matratzen oder Hahnenfedern zurück. Das ist nicht besonders tropfsicher – und hygienisch äußerst bedenklich. Mangel an Hygiene birgt ein hohes Infektionsrisiko. Dazu kommt das Thema Scham: In Kenia geht beispielsweise jedes zehnte Mädchen während der Menstruation nicht zur Schule – aus Angst, jemand könnte die Regelblutung bemerken. Das bedeutet im Schnitt 39 verpasste Schultage im Jahr.
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