piwik no script img

Archiv-Artikel

Bluff mit Vorschule

Senat erhebt Gebühren für ausgedünntes Angebot. Grundschulverband: Doppelbesetzung fällt weg

Die neuerdings gebührenpflichtigen Vorschulklassen werden Hamburgs Eltern in einem Flyer der Bildungsbehörde schmackhaft gemacht. Unter dem Titel „Fit mit 5“ wird eine garantierte tägliche Betreuung von 8 bis 13 Uhr versprochen, bei der „jedes einzelne Kind“ so gefördert werde, „dass es alle Kräfte und Begabungen optimal entfalten kann“.

Vielen VorschulpädagogInnen ist bei diesen Formulierungen nicht wohl. Denn tatsächlich verschlechtere sich die Betreuung der 5-Jährigen im neuen Schuljahr. Nach Informationen des Grundschulverbands wird zwar die tägliche Schulzeit von vier auf fünf Stunden erhöht, dafür aber die bisherige Doppelbesetzung, bei der eine Lehrkraft der SozialpädagogIn zur Seite stand, abgeschafft. „Allein mit 22 Kindern kann man nicht jedes einzelne optimal fördern“, warnt Susanne Peters, Vorstand des Grundschulverbands. Hinzu komme, dass den Schulen ab Sommer eine nochmalige Kürzung der Sprachfördermittel um bis zu 15 Prozent bevorstehe.

Der Senat begründet die Gebühren mit einer Gleichstellung zum Kita-Angebot. Doch auch für die nun beworbene „Verlässlichkeit“, die garantiert, dass Vorschulkinder nicht mehr bei Krankheit der LehrerIn nach Hause geschickt werden, erhält die einzelne Schule zunächst kein zusätzliches Personal. Nur bei längeren Krankheiten gibt es Geld für Honorarkräfte.

Das „neue Vorschulklassen-Angebot“ hat weitere Haken. Ursprünglich sollte es eine Anschlussbetreung in der Kita geben, damit auch Berufstätige ihre Kinder in Vorschulklassen geben. Wie jedoch aus einem Brief von Oberschulrat Walter Hurling an die Schulen hervorgeht, wird dieses Angebot fürs nächste Schuljahr für ganz Hamburg auf 60 Kinder begrenzt.

Größte Sorge macht den PädagogInnen das neue Anmeldeverfahren. „Garantierter Platz bei rechtzeitiger Anmeldung“, verheißt der Flyer. Damit sind Eltern, die früh anmelden, im Vorteil. „Die Eltern der Kinder, die eine Förderung dringend brauchen, melden sich oft erst nach mehrfacher Aufforderung“, so Peters vom Grundschulverband.

Auch sollen die Kinder jetzt schon verbindlich angemeldet werden, obwohl außer einer Spanne von 15 bis 192 Euro noch nicht klar ist, wer wie viel zahlen muss. Haben die Eltern ihre Anmeldung in Kenntnis der Gebühren bestätigt und ziehen sie später zurück, kassiert die Behörde gar eine „Bearbeitungsgebühr“ von 40 Euro. Kaija Kutter