: „Bloody Sunday“
betr.: „Politik hat in der Popmusik nichts zu suchen“, Interview mit Sven Regener von Element of Crime, taz vom 6. 10. 05
Mit immer größer werdender Verwunderung las ich das Interview mit Sven Regener. Selten habe ich solch desillusionierte Aussagen gelesen. Quintessenz seiner Äußerungen ist scheinbar: Politisch interessiert zu sein ist okay, aber politisch aktiv zu sein überlassen wir doch besser anderen.
Hauptsächlich wendet er sich gegen seine MusikerkollegInnen, schon klar. Aber warum sollten diese nicht ihren Bekanntheitsgrad nutzen, um auf Missstände in der Welt oder zu Hause aufmerksam zu machen? Ist es peinlich oder manipulativ, wenn U 2 über die Schrecken des „Bloody Sunday“ in Nordirland singen? Ist es peinlich oder manipulativ, dass Bob Geldof ein weltweites Life-Aid-Konzert organisiert, an dem sich viele MusikkünstlerInnen beteiligen?
Auch wenn ich nicht alle politischen Bemühungen vieler KünstlerInnen unterstütze (wie das Engagement der Scorpions für Gerhard Schröder), so bin ich doch der Meinung, dass jede/r – egal welchen Beruf er/sie hat – seine/ihre Möglichkeiten nutzen darf, um seine/ihre politischen Ansichten kundzutun. Mehr noch: Wenn Bono Vox sich für die Entschuldung der ärmsten Länder der Welt einsetzt, wenn Bob Geldof und andere KünsterInnen mit Hilfe eines riesigen Konzerts Spenden in Millionenhöhe für die Welthungerhilfe sammeln, wenn sich Elton John für Aids-Aufklärung und -Forschung engagiert etc., finde ich das sehr bewundernswert. Sie setzen ihr Geld und ihren Bekanntheitsgrad ein, um die Welt ein bisschen besser zu machen. Diese Taten sind definitiv bemerkenswerter, als nur seichten Pop zu machen. Danke, dass ich meinem Ärger auf diesem Weg Luft machen durfte. MARION LINKE SONDEREGGER, Bremen