: Bleibt die Frage, wem nutzt es?
■ betr.: "Nach der Devise: Tot oder lebendig", taz vom 29.6.93
betr.: „Nach der Devise: Tot oder lebendig“, taz vom 29.6.93
[...] Ihr beiläufiger Verriß des Buches: „Das RAF-Phantom“ leuchtet mir überhaupt nicht ein.
[...] Über die Sachkenntnis bzw. die korrekte Wiedergabe der verschiedenen Quellen, Zitate und Belege, die in diesem Buch eine Rolle spielen, kann ich mir kein Urteil erlauben. An der Recherche der Autoren wurde allerdings auch von Ihrer Seite nichts kritisiert. Als Grundlage für einen Verriß bleibt dann ja im Grunde nur noch falsche Methodik oder Unlogik und falsche Schlußfolgerungen.
Was die Methodik angeht, so sehe ich selbst das Problem, das in „Das RAF-Phantom“ nur Merkwürdigkeiten innerhalb der offiziellen RAF-Geschichte aufgezählt werden, die zum Teil ein wenig willkürlich miteinander verknüpft werden, um in das Schema des Buches zu passen. Dem Vorwurf, die Autoren gingen möglicherweise unlogisch vor und zögen daher falsche Schlußfolgerungen, möchte ich entgegenhalten, daß die Idee einer internationalen Banker-Verschwörung mit obksuren Doppelagenten mir zwar stellenweise auch etwas sehr weit hergeholt scheint, daß aber dennoch die Grundaussage des Buches logisch bleibt: Man kann einige Attentate nicht eindeutig der RAF zuordnen; da es aber trotzdem so geschieht, bleibt die Frage, wem dies nutzt. Die Verschwörungstheorie der Autoren würde ich als bloßen Lösungsvorschlag für dieses Rätsel betrachten. (Daß an diesem Buch etwas dran sein muß, belegt in meinen Augen auch die Tatsache, daß offenbar schon jemand gerichtlich gegen die erste Ausgabe vorgegangen ist.) Zudem ist ja nicht gesagt, daß die RAF selbst nicht auch noch das eine oder andere Attentat verübt. [...]
Tendenziell würde ich dem Gedankengang der Autoren ohne weiteres folgen, selbst wenn einzelne Argumente widerlegt werden könnten. Die Idee, daß jemand das Feindbild der bürgerlichen deutschen Öffentlichkeit für seine Zwecke zu nutzen versucht, um einerseits die Linke zu diskreditieren und gleichzeitig auch noch innerhalb der eigenen Reihen Macht auszuüben, ist doch ausgesprochen naheliegend. Im übrigen ist diese Vorgehensweise doch spätestens seit dem deutschen Angriff auf Polen durchaus bekannt. Wieso also ein Verriß dieses Buches? [...] Robert Erlinghagen, Bonn
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