■ Bitte!: Straßen für alle
Danke, Helmut Kohl! sagte die taz in einer Serie vor der Wahl. Jetzt kommt Rot-Grün, und wir lassen prominente und andere kompetente Menschen „Bitte!“ sagen. Was ist Ihr dringendster Wunsch an Rot-Grün? Warum halten Sie ihn für realistisch?
Eine Wende in der bundesdeutschen Verkehrspolitik hat es nie gegeben. Egal, wer regierte – jede Bundesregierung hat in der Verkehrspolitik dem Auto Vorrang eingeräumt vor öffentlichen Verkehrsmitteln. Mit den bekannten Ergebnissen: Die Menschen flüchteten vor dem Lärm und dem Gestank des Autoverkehrs an den Stadtrand, aufs Land oder in die Trabantenstädte. Die Innenstädte verödeten, die Straßenbahnen wurden unter die Erde verbannt, um Platz für Autos zu schaffen.
„Kinder wollen draußen spielen!“ Was muß die Bundesregierung tun, um Kindern wieder sichere Spielräume zu bieten? In einem ersten Schritt wird sie, wenn SPD und Grüne ihre Versprechen halten, Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts einführen. Nur auf einem Hauptstraßennetz wird dann noch Tempo 50 erlaubt sein. Bei Tempo 30 sinkt die Zahl der Unfälle um mindestens 20 Prozent. Der Rückgang bei schweren Unfällen wäre deutlich höher. Auch kleine Änderungen in der Straßenverkehrsordnung bringen Entlastung – etwa reservierte Parkplätze im öffentlichen Straßenraum für Car-Sharing-Autos. Ein Car-Sharing-Auto ersetzt 15 Pkw in Privatbesitz.
Wer die Kilometerpauschale in eine verkehrsmittelunabhängige Entfernungspauschale umwandelt, wird die Menschen dazu bringen, mehr Busse und Bahnen oder das Fahrrad zu benutzen. Weniger Autoverkehr in der Stadt bedeutet mehr Platz für Menschen, weniger Gestank, weniger Lärm: Straßen für alle! Kinder spielen wieder draußen, Radfahren und Zu- Fuß-Gehen macht Spaß, und wir haben endlich mehr Straßencafés. Gerd Lottsiepen
Gerd Lottsiepen ist beim alternativen Verkehrsclub Deutschland
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