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„Bißchen weniger in die Breite“

■ Lesbische Sportlerinnen bei 3. Frauensportwoche unerwünscht Von Kaija Kutter

Die für Mitte Juni geplante 3. Mädchen- und Frauensportwoche wird ganz anders. Das Programm ist von ehemals 98 auf 58 Kurse geschrumpft, an „Diskussionsforen“ gibt es nur noch drei und statt eines Abschluß-Tanzfestes wird es diesmal eine bereits am Nachmittag beginnende „Abschlußveranstaltung“ geben.

Damit vertue der Hamburger Sportbund erneut eine Chance, sich von der Lesbenfeindlichkeit seines Präsidenten Friedel Gütt zu distanzieren, heißt es in einer Pressemitteilung von „Anleiterinnen und Teilnehmerinnen“. Gütt hatte beim Abschlußfest der 2. Frauensportwoche 1992 angeblich „kopulierende lesbische Pärchen“ gesichtet und war geschockt: „Wir können es uns nicht leisten, uns mit etwas zu behängen, das abschreckt. Ausländer, Lesben, was auch immer“.

„Wir haben jetzt festgestellt, daß viele lesbische Anleiterinnen nicht eingeladen wurden“, berichtet Astrid Mehrer, eine Sportlerin, die in Folge der Friedel-Gütt-Affäre ihre Mitarbeit im HSB-Frauenausschuß niedergelegt hat. So haben sieben Gruppen definitiv keine Einladung zur diesjährigen Frauensportwoche bekommen, darunter der Feministische Segelsportverein und mehrere Anleiterinnen, die Tanzkurse angeboten haben.

Die „Wendo-Gruppe Hamburg“ fragte darufhin schriftlich bei den Organisatorinnen, ob System dahinter stecke und sagte ihre Teilnahme ab. Man haben eben jene Anleiterinnen angeschrieben, die „bereits in HSB-Vereinen tätig sind“, lautet die Antwort der Frauenausschuß-Vorsitzenden Renate Buchholz. Somit wurde offenbar bewußt darauf verzichtet, Sportlerinnen aus der autonomen Frauen- und Lesbenbewegung einzubeziehen. Was die Kritikerinnen nicht verstehen: In der Auswertung der 1. Frauenwoche wurde just das Zusammenkommen von traditionellen Vereinsfrauen und autonom organisierten Frauensportgruppen als innovativ und wichtig gelobt. Auch wurden jene Kurse, die jetzt entfallen, wie Hapkido, Capoeira und vor allem Tanz, stark nachgefragt.

„Wir haben diesmal auf Qualität gesetzt“, rechtfertigt HSB-Sprecherin Anne Heitmann das Vorgehen. Selbstverständlich stehe der HSB aber weiterhin für alle Frauen offen. Es seien lediglich jene Übungsleiterinnen von der Teilnahmeliste gestrichen worden, mit denen es „organisatorische Probleme“ gegeben habe. Frauenausschuß Vorsitzende Renate Buchholz hingegen räumt ein, daß es „auch eine Entscheidung des Präsidiums“ gewesen war, diesmal bei der Einladung „ein bißchen weniger in die Breite zu gehen“. Buchholz: „Ich denke aber, daß wir uns in Zukunft wieder öffnen müssen.“

Immerhin, ein Essential haben die HSB Frauen dem überwiegend von Männern besetzten HSB-Präsidium abgetrotzt: Bei der Abschlußfeier sind Männer nicht zugelassen. Daran, daß es ein HSB-Fest gibt, „bei dem ich als Präsident nicht dabeisein darf“, hatte sich Friedel Gütt seinerzeit am meisten gestört.

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