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Archiv-Artikel

Bischof ohne Geschichtsbewusstsein

betr.: „Und die Kirche kocht“, taz vom 4. 7. 05

„Als Spanier bin ich beschämt“, sagt Bischof Juan Antonio Reig, der der Familienkommission der spanischen Bischofskonferenz vorsteht. Er sollte besser über sich selbst und seine Äußerung beschämt sein: Spaniens Katholiken „haben einst das Licht der Evangelisierung in die Neue Welt getragen. Jetzt schickt Spanien die Dunkelheit.“ Der Mann scheint kein Geschichtsbewusstsein zu haben. Denn von „Licht“, das die „katholischen Spanier“ in die Neue Welt getragen haben, konnte für die Ureinwohner wohl keine Rede sein. Mit Folter, Mord, Vergewaltigung und Fronarbeit bis zum Tod gingen sie im Auftrag ihres „Herrn“ gegen die unschuldigen Menschen vor, rissen Familien auseinander und rotteten sie nahezu aus. Die Homosexuellen von heute können sich „Gott sei Dank“ wehren – was zu Zeiten der „Heiligen Inquisition“ und des Francofaschismus nicht der Fall war – die von den „katholischen Spaniern“ im Zuge der Evangelisierung ermordeten Ureinwohner der „Neuen Welt“ hatten und haben keine Stimme mehr.

Ich kann den Spaniern nur gratulieren und für die Deutschen hoffen, dass sie sich nicht länger von der Kirche mit ihrem beschränkten Gedankengut aufhetzen lassen, ihre Angst vor den Homosexuellen verlieren und erkennen, dass sie gewiss nichts den Familien wegnehmen. ROSWITHA SCHIRRA, Sinzheim