KOMMENTAR: Birnen-Regierung
■ Ersatz der Meinungsbildung durch den Abrißbagger
Die Bundesrepublik wird von Birne regiert. Das hat sich rumgesprochen. Neu ist, daß eine Birne jetzt auch in Bremen endgültig die Macht angetreten hat. Ob die Bürgerschaft noch mal eben über den Abriß des Senatsgästehauses abstimmen oder der Kultursenator über die Nutzung einer Fabrikhalle in der Neustadt diskutieren will: Der Bremer Senat hat in der Abrißbirne ein ultimatives Mittel gegen die lähmende Langwierigkeit demokratischer Entscheidungen entdeckt. Wo immer Meinungsbildung gerade anfängt, ist Bausenator Konrad Kunick schon an ihrem Ende angekommen und läßt mit fröhlichem „Ick bün all da“ die Baggerschaufel kreisen.
Voll mit erwischt hat Kunick dabei jetzt auch die Behörde des Kulturkollegen Scherf. Nachdem bereits Amtsvorgänger Franke sein Wort vom „kulturellen Drittel“ auf dem Teerhof nicht einhalten konnte, werden die weserburg-vertriebenen Kulturprojekte jetzt zum zweiten Mal zur Verfügungsmasse der Baupolitiker. Die Ausweichlösung der Ausweichlösung für eine Kommunale Galerie in der Bremer Neustadt steht seit gestern nicht mehr.
Klaus Schloesser
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