■ Biostreit um Airport: Hauptsache, anderswo
2.000 selbstgezählte Menschen demonstrierten an diesem Wochenende gegen den Ausbau von Schönefeld und forderten einen neuen Großflughafen in Sperenberg. Dort demonstrierten 500 Menschen gegen den Großflughafen und forderten einen Ausbau von Schönefeld. Und auch Johannes Hauenstein von der Initiative Bürgerinnen und Bürger gegen das Luftkreuz ließ das zweite Aprilwochenende so wenig nutzlos an sich vorübergehen wie das erste und überhaupt alle anderen Wochenenden und faxte uns wieder aus unmittelbarer Nähe des Airports Tegel eine seiner beliebten Presseerklärungen. Diesmal hat Hauensteins Ein-Mann-BI wieder 'ne dolle Überraschung herausgefunden: Der Bund für Umwelt- und Naturschutz soll in Wirklichkeit nämlich ein ziemlich böser Flughafen-Lobbyist sein, weil der Umweltverband sich tatsächlich gar nicht für die Schließung der vorhandenen Airports Tegel, Tempelhof und Schönefeld einsetze.
Irgendwas läuft komisch in dieser Stadt. Gibt es in Berlin zu viele Flughäfen? Oder zu viele Bürgerinitiativen? Oder hat sich gar das Häusermeer der 3,6 Millionen Menschen so weit ausgebreitet, daß ein Über-den-Tellerrand-Gucken nur noch aus einem Flugzeug möglich ist, was wiederum luftverkehrspolitischkorrektdenkenden Bewohnern verboten wäre? Als ich klein war und die Welt noch in Ordnung und ich beim Stürmen der Bauplätze von Atomkraftwerken mitlief, hieß es noch „Kein Atomkraftwerk in ... und auch nicht anderswo“. Wenn heute ein Atomklo vor meiner Haustür gebaut werden sollte, wäre ich sicher schon zufrieden, wenn alles ein paar Häuserblöcke weiter nach links geschoben würde. Aber zum Glück kommt der radioaktive Abfall ja anderswohin und Atomkraftwerke sind keine Flughäfen. Dirk Wildt
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