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Archiv-Artikel

Biodorf Jühnde baut an

Der Landkreis Göttingen will die Gemeinde der Biodörfer vergrößern. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie prüft das Ingenieurbüro Tannhäuser bis Oktober, welche der in der ersten Phase gewonnen Dörfer in Zukunft bio gehen

Jühnde, ein 750 Einwohner-Dorf im Kreis Göttingen hat es vorgemacht: Wärme und Strom erzeugt das Dorf selbst über nachwachsende Rohstoffe. Nachdem in Deutschland weitere Biodörfer entstehen, hat der Landkreis Göttingen eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um die Biodorfgemeinden zu vergrößern.

Am Donnerstag schloss die erste Phase der Studie. Nun prüft das Ingenieurbüro Tannenhäuser bis zum Herbst, ob die niedersächsischen Dörfer Bioenergie tauglich sind. Landolfshausen ist zum Beispiel im Vorfeld ausgeschieden, da hier bereits ein hoher Anteil der Haushalte mit Holzheizungen heize.

Zur Diskussion stehen neun Dörfer im Landkreis Göttingen – allerdings nur sieben Projekte. „Zwei Dörfer teilen sich jeweils eine Energieanlage“, sagt der Hauptinitiator des Biodorfes Jühnden Eckard Fangmeier.

390.000 Euro hat der Landkreis und die EU für die Begleitung der Dörfer und die Erstellung der Studie bereitgestellt. „Die Gemeinden schlossen verbindliche Vorverträge mit möglichen Wärmekunden ab“, sagt der Koordinator des Projektes Hartmut Berndt. „Wir beginnen mit einer Datenerhebungen, ob sich die Energiegewinnung rechnet. Die Investitionskosten betragen drei bis fünf Millionen Euro; dem muss gegenübergestellt werden, ob ein wirtschaftlicher Betrieb möglich ist.“

Niedersachsen gilt als Pionier in Sachen Bioenergie: Neben dem ersten Biodorf steht das Land bei der Erzeugung von Strom und Wärme aus Biogas an der Spitze Deutschlands.

Bei der Finanzierung hat sich in Jühnde das Modell der Genossenschaft bewährt: 2.500 Euro Kosten hatte jeder Bewohner anfangs, nun sparen sie Heizkosten. Berndt ist überzeugt, dass viele Dörfer dem Beispiel folgen. „Die Energieanlagen sind ähnlich geplant. Dennoch wird nach anderen, kostengünstigeren Lösungen geforscht.“ Die Biodörfer können auch in Zukunft nicht nicht den Energiebedarf Deutschlands decken, aber sie sind ein großer Schritt CO2 einzusparen.

„Für Großstädte gibt es andere Konzepte. Indem man Biogas in das Erdgasnetz einspeist, kann es dann transportiert werden. Das könnte durch einen Verbund von mehreren Anlagen geschehen“, beschreibt Fangmeier die Zukunft.

Im Oktober erwartet Hartmut Berndt das Ergebnis der Machbarkeitsstudie. „Aufgrund des gestiegenen Weltmarktpreises für Getreide haben zwar die Biomassepreise angezogen, aber Energieexperten sehen kleine Ölkrisen auf uns zukommen. Biogasanlagen bieten eine attraktive Alternative zum Heizöl.“

Jühnde steht nun für Pilotstudien zur Verfügung und wartet, welche Dörfer in Zukunft Biomasse anbauen. BIRTE STAUDE