Biodiesel: EU und Brasilien wollen kooperieren

Die EU will bei Biokraftstoffen mit Brasilien zusammenarbeiten - auch weil es der weltgrößte Hersteller von Ethanol aus Zuckerrohr ist. Ganz einfach wird das nicht.

Hat künftig viel zu tun: Zuckerrohrbauer in Brasilien. Bild: reuters

BRÜSSEL taz Beim Blick in die Presse könne man den Eindruck gewinnen, Biokraftstoffe brächten mehr neue Probleme als Lösungen, schimpfte EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso gestern bei der ersten von der EU organisierten Konferenz zum Biosprit. Allerdings sei es richtig, dass diese Treibstoffe nachhaltig produziert werden müssten.

Noch dieses Jahr will die Kommission einen Vorschlag machen, wie der europäische Markt für Agrotreibstoffe geregelt werden kann. Gemeinsam mit Brasilien plant die EU ein internationales Forum für Biodiesel.

Brasiliens Präsident Lula da Silva erinnerte mit einem verschmitzten Blick auf seinen portugiesischen Gastgeber Barroso daran, dass es die Portugiesen gewesen seien, die mit der Ausbeutung des Amazonasgebietes begonnen hätten. Das Zuckerrohr für Biodiesel aber werde heute in der Region von São Paolo gewonnen - 1.300 Kilometer vom Amazonas entfernt. 80 Prozent der brasilianischen Autos seien mit Hybridmotoren ausgestattet, der Ethanolanteil im Sprit betrage 25 Prozent. Erneuerbare Energien deckten 40 Prozent des Energiebedarfs.

Auch die oft gebrachte Kritik, der Anbau von Biokraftstoffen würde Lebensmittel verknappen, sprach Lula an. "Wir wählen nicht zwischen Lebensmitteln und Energieerzeugung - wir brauchen beides." Die Europäer müssten sich in die Perspektive der anderen versetzen. "In Afrika, Lateinamerika, Asien gibt es Land und Sonne, aber Finanzierung und Technologien fehlen. Man muss denen eine Chance geben, die im 20. Jahrhundert keine hatten!"

Nicht die Produktion von Agroenergie nehme den Menschen die Lebensmittel weg. Es seien subventionierte Exportüberschüsse, die den lokalen Agrarsektor zerstörten. Zusätzlich schotteten die reichen Länder sich mit hohen Einfuhrzöllen gegen Biotreibstoffe aus den ärmeren Ländern ab. Diese Asymmetrie müsse im Rahmen der Doha-Handelsrunde beseitigt werden. "Es sind nicht die Ärmsten, die den Planeten verschmutzt haben", erinnerte Lula seine europäischen Gastgeber.

Bei EU-Handelskommissar Peter Mandelson scheint die Botschaft angekommen zu sein. Das von den EU-Regierungen angestrebte Ziel, den Anteil von Biodiesel bis 2020 auf 10 Prozent zu erhöhen, sei nur mit Importen zu erreichen, sagte der. "Wir können nicht unsere heimische Landwirtschaft schützen, wenn wir billigere und sauberere erneuerbare Ressourcen von außerhalb bekommen können."

Auch der schwedische Handelsminister Sten Tolgfors forderte, die Einfuhrzölle abzubauen und Ethanol aus Brasilien einzuführen, das eine deutlich bessere Ökobilanz aufweise als europäischer Biodiesel. Das Problem also ist erkannt. Die Diskussion wird bei der Klimakonferenz in Bali im Dezember fortgesetzt.

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