Billige Konkurrenz: Opel plant "Wartburg"-Renaissance
Das Opel-Billigauto auf Basis des Corsa soll Konkurrenz für den Dacia werden. GM Europe kündigt eine Vereinbarung gegen Werksschließungen.
RÜSSELSHEIM taz | Der Wartburg war in der DDR der "Arbeiterklassen-Benz". Und tatsächlich sah der Wartburg aus wie ein richtiges Auto - zumindest von weitem. Jetzt soll die 1991 eliminierte Ostmarke ausgerechnet unter dem Dach einer noch zu gründenden Holding Opel Europe Resurrektion Renaissancefeiern. Es war die Adam Opel AG, die in den Jahren nach 1989 am Standort der gerade noch mit modernsten Teilepressen ausgestatteten Wartburg Werke das Opelwerk Eisenach errichtete. Zur Einweihung reiste "Einheitskanzler" Helmut Kohl (CDU) selbstverständlich höchstpersönlich an.
Das Konzept für die Produktion eines Billigautos mit dem traditionsreichen Markennamen wurde vom Europachef der Opel-Muttergesellschaft General Motors (GM), Carl-Peter Forster, entworfen. Der Wartburg aus dem Hause Opel soll einmal der Discountlimousine Dacia, die Renault in Rumänien produziert, Konkurrenz machen. Für rund 7.000 Euro werde der neue Wartburg, der als technisch abgespeckte Version des Corsa im Opelwerk in Eisenach gebaut werden soll, zu haben sein, heißt es. Der "normale" Corsa wird schon lange erfolgreich bei Opel in Eisenach montiert.
Doch noch steht alles nur auf dem Papier - und auch Opel Europa ist weiter Zukunftsmusik. Übernimmt Fiat Opel? Oder das Konsortium Magna zusammen mit einem Investor aus Russland, der allerdings selbst längst ums Überleben kämpfen soll, wie an diesem Donnerstag bekannt wurde? Oder sonst wer?
Für geradezu abenteuerlich halten Opelaner ein jetzt von GM avisiertes Tauschgeschäft mit Fiat: Ich (GM) gebe dir (Fiat) Opel, dafür darf ich (GM) mich an dir (Fiat) beteiligen. In Detroit bei GM haben sie an eine Beteiligung von 30 Prozent an Fiat gedacht; in Turin hält man allenfalls zehn Prozent für realistisch.
Das Management von Opel beschloss jetzt jedenfalls, die Gehälter der 300 Führungskräfte in Europa um 10 Prozent zu kürzen. Gleichzeitig soll GM Europe eine Rahmenvereinbarung mit den Betriebsräten aufgekündigt haben, die einen Verzicht auf Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen festschrieb. Eine Bestätigung dafür gab es allerdings nicht.
Höchstoffiziell bestätigt ist dagegen der neue Milliardenverlust der Opel-Mutter General Motors (GM). Demnach hat GM im ersten Quartal 2009 ein Minus von sechs Milliarden Dollar zu verbuchen - der bereits achte Quartalsverlust in Folge. Seit Anfang 2005 hat der größte US-Autobauers damit ein Minus von insgesamt 88 Milliarden Dollar (66 Mrd Euro) eingefahren. Konzernchef Fritz Henderson sagte am Donnerstag in Detroit (Michigan): GM stehe am "Scheideweg". Klaus-Peter Klingelschmitt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen