Bildungstrichter Uni : Warnschuss für Dräger
Hamburg ist schon heute hauptsächlich Studienort für Privilegierte. Wer keine gut situierten Eltern im Rücken hat, kann sich akademische Bildung in der Hansestadt nicht leisten. Kommen zum teuren Großstadtleben und den unsozialen Hamburger Wuchermieten jetzt auch noch Studiengebühren dazu, bleiben den Kindern aus bildungsfernen und armen Elternhäusern die Hochschulen gänzlich verschlossen. Der Senator darf den Warnschuss nicht überhören.
Kommentarvon Eva Weikert
Dräger will Studiengebühren durchsetzen, und den Weg dafür wird ihm wohl am 26. Januar das Bundesverfassungsgericht freimachen. Doch Gebühren schrecken vom Studium ab: Wer ohne Finanzpolster studiert, muss auch bei zinsgünstiger Vorfinanzierung über Kredite fürchten, später auf einem Schuldenberg sitzen zu bleiben. Zumal es in Deutschland keine Jobs mehr gibt, mit denen das Geld für die Stundung verdient werden kann.
Um den Abiturienten solche Ängste zu nehmen, muss Dräger ein lückenloses Finanzierungsmodell vorlegen und dieses auch noch massiv promoten. Kann der Senator weder die einkommensabhängige Rückzahlung noch Befreiung bei Arbeitslosigkeit oder anderen besonderen Härten und dazu Kredite für alle Studierwilligen garantieren, rutschen ihm auch noch die Mittelstandskinder durchs Netz.
Höchst fraglich ist, ob dem Senator das Kunststück gelingt, so spendable Kreditgeber überhaupt zu finden. Schließlich müsste ja einer, und zwar der Staat, für Ausfälle geradestehen. Und der ist bekanntlich pleite.