Bildung: Schule ist pleite
Die einstige Novalis-Schule in Köpenick hat Insolvenz angemeldet, will aber mit neuem Träger weitermachen.
Der Neuanfang der umstrittenen privaten Novalis-Schule in Köpenick ist gescheitert. Der Schulträger der inzwischen in Von-Hardenberg-Schule umgenannten Lehranstalt hat Insolvenzantrag beim Amtsgericht Charlottenburg eingereicht. Gegenüber der taz hieß es von Seiten der Schule nur lapidar: "Kein Kommentar." Kenneth Frisse, der Sprecher von Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD), bestätigt aber, dass sich in seiner Behörde bereits ein Insolvenzverwalter gemeldet hätte. Etwas auskunftsfreudiger war ein Mitglied des Schulträgers, der aber seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will: "Der Insolvenzantrag wurde gestellt", bestätigt er. "Das bedeutet aber nicht zwangsläufig das Ende der Privatschule." Derzeit würde sich ein "erfahrener Verein" mit Namen "Forum Pädagogik" bei der Schulverwaltung um die Trägerschaft der Schule bewerben.
Die freie Schule, die sich nach eigener Darstellung der anthroposophischen Pädagogik Rudolf Steiners verpflichtet fühlt, aber vom Verband der Waldorfschulen nicht anerkannt ist, geriet im März in die Schlagzeilen: Damals hatte der Elternverband als Schulträger sämliche Lehrer gekündigt und ihnen Hausverbot erteilt. Der Unterricht war dadurch zwei Wochen lang ausgefallen.
Hintergrund des bundesweit einmaligen Vorgangs war ein Streit um die Verwendung der Fördermittel und über das pädagogische Konzept der Schule. Köpenicks Bildungsstadtrat Dirk Retzlaff (SPD) sprach von einer hohen Fluktuation unter den Schülern. Elternvertreter hatten der taz von verbalen und körperlichen Übergriffen von Lehrern auf Schüler berichtet und von einem Pädagogen, der die Schule geleitet habe wie ein "Guru eine Sekte".
Später wurde der Unterricht zwar mit neuen Lehrern fortgesetzt. Der Schule sind jedoch die Schüler davongelaufen - und das, obwohl es vielen ehemaligen Novalis-Schülern in Köpenick inzwischen schwerfällt, einen Platz an einer anderen Schule zu finden. Denn sie fallen an ihren neuen Schulen durch deutliche Lernlücken in Fremdsprachen und Naturwissenschaften auf.
Privatschulen finanzieren sich teilweise durch Elternbeiträge. Laufen die Schüler weg, wird das Geld knapp. Nach Angaben eines Mitgliedes des Schulträgers hat die Von-Hardenberg-Schule derzeit noch "rund zwei Dutzend" Schüler in vier Klassen. Kenneth Frisse von der Senatsschulverwaltung bestätigt, dass dem Land Berlin ein Antrag auf Trägerwechsel vorliegt, der geprüft wird. "Denn es gibt ein grundgesetzlich verbrieftes Recht, Privatschulen zu betreiben", so Frisse.
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