Pisa in Hamburg : Bildung kann gelingen
Welche Lehren zieht Hamburg aus Pisa, und sind dies die richtigen? Diese Frage ließe sich wohl gut im Dialog mit dem Autor der Pisa-Studie klären, dem OECD-Bildungsforscher Andreas Schleicher. Doch einen direkten öffentlichen Dialog hatte es in Hamburg noch nicht gegeben. Bei früheren Podiumsdiskussion hatten Senatsvertreter stets gekniffen.
Als Schleicher am Samstag nun auf Einladung der Waldorfschulen in der überfüllten Kampnagelhalle K2 seinen Vortrag hielt, lauschte zumindest Bildungs-Staatsrat Rainer Schmitz. Und hörte zum Beispiel diesen Satz: „Erfolgreiche Bildungsnationen setzen auf integrative Systeme.“ Oder diesen: „Jede institutionelle Barriere verhindert Lernen.“ Dazu gehöre auch die Aufteilung der Schüler nach der vierten Klasse. Oder: „Wenn Sie sagen, 'Einheitsschule wollen wir nicht', kann ich nur erwidern, Finnland hat so viele Schulformen wie Schüler“.
Den Waldorfschulen, die ihre Kinder zwölf Jahre gemeinsam lernen lassen, attestierte Schleicher, ein „gutes Beispiel“ dafür zu sein, dass „Bildung gelingen kann“. Diese beteiligten sich zwar bislang nicht an Studien. Doch ihr Erfolg lässt sich an den Absolventen ablesen: Bis zu 60 Prozent jedes Jahrgangs an Waldorf-Schulen, so deren Sprecher Matthias Farr, machten das Abitur – im Hamburger Durchschnitt sind es etwa 35 Prozent. Die Chance, dass Schüler dort ihr Potenzial ausschöpfen, sei also hoch.
Davon profitierte einst übrigens auch der jetzt 40-jährige Schleicher. Er machte, nachdem ihn ein Gymnasium abgelehnt hatte, an der Waldorfschule Wandsbek ein gutes Abitur. kaj