Bilanz der Mini-WM in Südafrika: Cup der guten Hoffnung
Südafrika feiert nach dem Testlauf zur Fußball-WM die gelungene Organisation, aber vor allem die neue Stärke der eigenen Nationalmannschaft.
Dass am Ende Brasilien mit einem 3:2 gegen die USA den Confed-Cup gewann, war dann fast nur noch eine Fußnote. Auch beim Finale im Johannesburger Ellis Park Stadium feierte Südafrika vor allem einen gelungenen Testlauf für die Weltmeisterschaft 2010. Aber mehr noch, als die Nation stolz ist auf die erfolgreiche Organisation, fühlt sie sich erleichtert, weil die seit einigen Jahren arg erfolglose Nationalmannschaft "Bafana Bafana" erstmals seit Jahren wieder ansteigende Form zeigte. Nun steigen die Hoffnungen, dass sie bei der WM im nächsten Jahr besser abschneiden und es kein allzu frühes Aus geben wird.
"Bafana Bafana" ging zögerlich in die ersten Spiele des Testturniers, und die Fans waren enttäuscht. Nach der 0:2-Niederlage gegen Spanien in der Vorrunde schlugen die Wellen hoch: Ein Fernsehkommentator forderte vehement den Rücktritt von Joel Santana, dem brasilianischen Trainer der südafrikanischen Nationalmannschaft, handelte sich allerdings nur die eigene Suspendierung ein. Grundsätzlich aber konnten die Südafrikaner überzeugen und bewiesen zuvor nicht da gewesenen Teamgeist. Am Ende des Cups gab es Lob von allerhöchster Stelle: "Gut gemacht", lobte Fifa-Chef Sepp Blatter, nachdem die Südamerikaner einen Freistoß von Daniel Alves in der 88. Minute benötigt hatten, um das Endspiel zu erreichen. "Wer hätte einen Pfennig darauf gesetzt, dass Bafana mit einem Tor in letzter Minute gegen das Kaliber der Brasilianer verlieren würde?"
Für Irvin Khoza, den Vorsitzenden des lokalen Organisationskomitees, war der Confed-Cup gar ein "historischer Moment": "Nie zuvor in der Sportgeschichte unseres Landes haben wir die Südafrikaner so vereint gesehen." Fußball ist traditionell beliebter bei Schwarzen, die Weißen spielen eher Rugby und Cricket im Land am Kap, und die Apartheid hatte diese Trennung noch verschärft. "Alle Südafrikaner haben einen Patriotismus gezeigt, wie wir es noch nicht in den Stadien gesehen haben", meint Khoza. Die Zuschauer in den Stadien jubelten während der Begegnungen Südafrikas in den vergangenen zwei Wochen und besonders nach Erreichen des Halbfinales mit wachsendem Stolz und großer Zuversicht: "Wir sind bereit für 2010."
LOC-Chef Danny Jordaan versichert, Fans und Teams würden 2010 verwöhnt werden, denn nur vier bereits vorhandene Stadien dienten als Austragungsstätten für den Confed-Cup. "Das waren unsere schlechtesten Stadien, aber sechs neue werden bis 2010 fertig sein, und jedes einzelne wird Zuschauer und Spieler begeistern." Jordaan konnte aufatmen nach dem Abpfiff des Finales, denn die Organisation verlief weitgehend reibungslos. "Aber die größere Herausforderung mit 32 Mannschaften, die an der Weltmeisterschaft teilnehmen, liegt noch vor uns."
Die Schwachstellen in der Organisation einer solchen Veranstaltung waren vor dem Confed-Cup bekannt. Das Turnier aber hat sie noch einmal sichtbar gemacht, damit sie bis zur WM beseitigt werden können: Die Transportprobleme stehen ganz oben auf der Liste. Das kurzfristig auf die Beine gestellte Park-and-ride-System war bisweilen chaotisch, verbesserte sich jedoch im Laufe der Veranstaltung. Während die Politiker mit streikenden Taxiunternehmern über den Einsatz von neuen Bussen verhandeln, läuft die Zeit: Südafrikas öffentliches Transportsystem ist mangelhaft, wird aber langfristig von den Vorbereitungen auf die WM profitieren.
Die Stromversorgung soll mit privaten Generatoren abgesichert werden, damit nicht wie bei Beginn des ersten Spiels im Medienzentrum in Ellis Park die Lichter ausgehen. Südafrika hat das veraltete Stromsystem nicht ausreichend für stetig zunehmende Belastungen eines wirtschaftlich aufstrebenden Landes nachgerüstet, doch daran arbeitet der staatliche Stromlieferant Eskom und ist zuversichtlich, was die Versorgung der WM 2010 angeht. Sicherheitschecks wurden nicht jeden Tag mit gleicher Intensität vorgenommen, werden aber laut Veranstalter vor den Spielen künftig verstärkt. Auf dass bei der WM organisatorische Probleme nur noch eine Fußnote sein mögen.
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