Bilanz der Bundesliga-Saison: Ganz reich und sogar schön
Dass Bayern schon wieder Meister ist, wissen wir bereits seit einer Woche. Doch es gibt viel mehr zu sagen über die Bundesliga. Elf Dinge über die abgelaufene Saison.
Geschäft: Schon wieder ein Rekord. Fast 13 Millionen Eintrittskarten wurden für die Spiele der abgelaufenen Saison ausgegeben, 42.454 pro Spiel. Vor zehn Jahren kamen im Schnitt 30.920 Zuschauer. Die Bundesliga brummt - nicht nur an den Stadionkassen. Einer aktuellen Studie von McKinsey zufolge sorgt der Fußball für eine jährliche Wertschöpfung von 5,1 Milliarden Euro. Ein Umsatzrekord jagt den nächsten. Mit Fußball ist gut Geschäfte machen in Deutschland.
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Star: Die Bundesliga hat einen - endlich: Arjen Robben. Dass er überragend spielen kann, wusste man; dass er die ihm zugedachte Rolle als Superstar der Liga so perfekt ausfüllen würde, damit haben nicht viele gerechnet. Spanien hat Messi und Cristiano Ronaldo, England hat Wayne Rooney und die Bundesliga Arjen Robben.
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Spielweise: "Hurrraaa!", haben Mitte der vergangenen Saison viele geschrien, als Hoffenheim die Liga angeführt hat. One-Touch-Fußball im Sprinttempo wurde als Zukunft des Sports gefeiert. Die Bayern rasen nach Ballgewinn nicht wie die Wiesel los. Sie sind Meister geworden mit einem auf Ballbesitz angelegten Dominanzprinzip. Auch das kann ziemlich gut aussehen. Die Lehre der Saison: Ein taktisches Patentrezept für den Erfolg gibt es nicht.
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Problemfans: Menschen schwenken Fahnen und sorgen für Stimmung. Sie nennen sich Ultras. Wenn ihnen mal was nicht passt, dann äußern sie ihren Unmut, stellen sich einem Mannschaftsbus in den Weg oder verbrennen die Fahnen ihres Klubs. Böse Buben sind sie dann. Wenn einer ein bengalisches Feuer entzündet, ist von Gewaltexzessen die Rede und die ganze Kurve wird verdammt. Fanklubs werden wie kriminelle Vereinigungen behandelt. Statt sich um sie zu kümmern, sperren die Klubs Ultras einfach aus. So schlimm wie in dieser Saison war das noch nie.
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Dreiklassengesellschaft: Acht Mannschaften gab es in diesem Jahr, die sich um die sechs Europapokalplätze gestritten haben. Fünf Mannschaften haben bis zum vorletzten Spieltag den Abstieg fürchten müssen. Dazwischen liegen Teams wie Köln, Frankfurt und Mönchengladbach. Die Klubs fühlen sich pudelwohl im Mittelmaß. Früher wären sie als graue Mäuse bezeichnet worden. Heute sind ihre Stadien voll. Party wird auch im Niemandsland der Liga gefeiert.
Moral: 10. November 2009. Robert Enke, der Nationaltorhüter in Diensten von Hannover 96, bringt sich um. Es wird bekannt, dass er seit Jahren an Depressionen leidet. Fußballdeutschland ist geschockt. Eine nie da gewesene Trauershow im Hannoveraner Stadion kommt wie ein großes Versprechen daher: Der Fußball soll menschlicher werden. Niemand soll mehr am Erfolgsdruck verzweifeln müssen. Am Ende der Saison ist das vergessen. Wer keinen Erfolg hat, fliegt. Es ist dies die alte Bundesligalogik. Zwei Spieltag vor Saisonende ist noch einmal ein Trainer entlassen worden.
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Ausländer: Claudio Pizarro hat am letzten Spieltag sein 133. Bundeligator erzielt. Er zusammen mit Giovane Elber der treffsicherste Nichtdeutsche, der je in der Liga gespielt hat. Insgesamt spielten in dieser Saison 249 Profis ausländischer Herkunft. Das entspricht einem Anteil von 45 Prozent. Die Liga wird deutscher. 2003 hatten nur 40 Prozent der Spieler einen deutschen Pass.
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Breite Spitze: Schon wieder die Münchner. 22 Titel haben sie gewonnen. Seit es die Bundesliga gibt, ist beinahe jedes zweite Mal der FC Bayern Meister geworden. Und doch ist die Spitze der Liga bei weitem nicht so zementiert wie in anderen großen Ligen Europas. Schalke 04 war letzte Saison Achter, nächstes Jahr spielt der Klub in der Champions League. In diesem Jahr ist der Vorjahresmeister aus Wolfsburg Achter geworden. In Spanien war 2009 der FC Malaga Achter. Niemand kann sich vorstellen, dass dieser Klub jemals Meister wird.
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Absturz: Als größter Depp in der Bundesligageschichte gilt der 1. FC Nürnberg. Der wurde 1968 Meister und ist in der Folgesaison abgestiegen. Fast so deppert ist Hertha BSC. Die Berliner steigen als Tabellenletzter ab, und kaum einer kann glauben, dass der Klub 2009 bis zum drittletzten Spieltag um die Meisterschaft mitgespielt hat. Abgestürzt ist auch 1899 Hoffenheim. Die TSG war 2008 in die Liga gekommen mit dem Versprechen, den Deutschen Fußball zu modernisieren. 2010 glaubt keiner mehr an die innovative Kraft aus dem Kraichgau.
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Geld und Tore: Von Wettbewerbsverzerrung war die Rede, als 1899 Hoffenheim 2008 Herbstmeister wurde, als Wolfsburg Meister wurde. Die einen haben einen superreichen Mäzen, die anderen gehören einem Automobilkonzern. Beide müssen sich nicht am wirtschaftlichen Wettbewerb in der Liga beteiligen. Es wurde gefragt, ob die gepäppelten Klubs über Jahre hinweg den deutschen Fußball dominieren würden. 2010 wurde Hoffenheim Elfter, Wolfsburg Achter.
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Die Neuen: Kaiserslautern und St. Pauli bekommen dieser Tage nur das Beste zu hören. Tradition und Kult für Liga eins. Dass die sportlichen Perspektiven nicht allzu gut sind, davon ist nicht die Rede. Klassische Fahrstuhlmannschaften wie die aus Duisburg oder Bielefeld haben es diesmal nicht geschafft. In der Relegation spielt der FC Augsburg. Wer? Dass Helmut Haller, der deutsche Vizeweltmeister von 1966, beim FC Augsburg seine Karriere begonnen hat, wissen nur echte Spezialisten.
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