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Archiv-Artikel

reingeschaut Beziehungskiste mit Hindernissen

Ein frustrierter englischer Comedian beschließt, sein Glück fürderhin in Deutschland zu suchen. Auch wenn das genau so clever ist „wie als Stripper nach Islamabad oder Skilehrer nach Holland zu gehen“. Nach durchzechter Silvesternacht macht er seine Ankündigung wahr und landet, einer alten Bekanntschaft wegen, in Köln. Hier lernt er die wunderlichen Riten deutscher Bürokratie und die Notwendigkeit einer Aufenthaltsberechtigung kennen. Er erforscht die Tiefen des Karnevals, des Autoverkehrs und des Frühschoppens. Was ihn als Engländer immer wieder in Erstaunen versetzt und zu tiefsinnig-komischen Vergleichen zwischen den beiden Ländern hinreißt.

Wenn ein Buch so anfängt, dazu „Ein Englishman in Köln“ heißt und schließlich von Mark Britton verfasst wurde, lässt dies einiges erwarten. Schließlich ist Britton zwar in Deutschland geboren, aber in England aufgewachsen. Als männliche Hälfte des Duos „Nickelodeon“ eroberte er das deutsche Publikum, er schreibt Texte für deutsche TV-Comedys und tritt seit einiger Zeit als Solo-Comedian auf. Er spricht perfekt Deutsch mit leichtem Akzent und lebt seit zehn Jahren im Schatten des Doms. Er kennt sich also aus. In Köln, in der Unterhaltungsszene, in Cafés und Kneipen, kurz: im Leben. Beste Voraussetzungen also für sein Romandebüt.

In der Tat: Mit diesen Kenntnissen wuchert Britton. Sei es das Name-Dropping Kölner Restaurationsbetriebe, die Erfahrungen eines Künstlers mit Auftritten in tiefster deutscher Provinz oder als FC-Fan. Solche ethnologischen Außenansichten sind allerdings die kargen Höhepunkte des sich über ein Jahr spannenden Tagebuch-Romans, der sich im Wesentlichen als Liebesgeschichte mit unverhoffter Schwangerschaft entpuppt.

Diese Beziehungskiste entwickelt sich zwar mit Überraschungen und Hindernissen, die Erwartungen an einen „Comedy-Roman“ erfüllt sie jedoch nicht. Die oft gewollten Witze liest man als nette Bettlektüre und träumt anschließend von einem Live-Auftritt Brittons. Da spielt er vieles von dem, wovon er im Buch erzählt – und Britton sehen macht einfach mehr Spaß.

JÜRGEN SCHÖN

Mark Britton: „Ein Englishman in Köln – Ein Comedy-Roman“. KiWi Köln 2004, 9,90 Euro