■ Schöner leben: Bettkantenblues
Die Geschichte wiederholt sich doch immer wieder: Mitten am Tag verfinstert sich plötzlich der Himmel, und die Nacht setzt sich mit ihrem dicken Hintern auf die Dächer. Aber wir sollen froh und munter sein!
Dabei stolpern wir müdemüdemüde durch die Tage, fallen über unsere und andere Füße und würden, kaum zu Boden gegangen, da auch gerne bleiben und augenblicklich einschlafen. Allein: das Stehauffräuchen in dir und mir schnippt wieder hoch und macht einen weitereiern. Endlich laufen wir in den Abend ein und könnten nun im Bett festmachen. Aber ach.
Jetzt erwacht in uns das Ist-es-nicht-vielleicht-doch-ein-kleines-bißchen-zu-früh-Phänomen: Denn ist es nicht vielleicht doch ein kleines bißchen zu früh, so plötzlich allen Abenteuern und Möglichkeiten zu entsagen? Erst kurz vor acht, da fehlt doch noch was! Die Tagesschau! Das gute Buch! Und draußen auf den Kneipenspitzen, da sieht man überall Lichtlein blitzen, die meinen mich. Soll eins da ruhig bleiben, wenn ausgerechnet jetzt die Welt wartet? Wie sie eventuell noch nie auf einen gewartet hat?
Es ist ein kleiner, aber feiner Fluch: Man läßt nichts unversucht, dem Schlaf von der Schippe zu springen. Ist er nicht auch der kleine Bruder des Todes? Oder ist es die böse Königin der Nacht, die sich über mich lustig macht? Oder der Geist der Zeit? Ich fürchte, es ist bloß die verpaßte Gelegenheit!
Als wär's im Bett nicht schrecklich nett! Man kann mit seinen Träumen ausgehen oder eine Mondfahrt unternehmen. Und wer früh genug kommt, wird belohnt und darf Tango tanzen mit dem Mann im Mond.
Claudia Kohlhase
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