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stimme der kritikBetr.: FDJ-Hemden, Gerhard Schröder und die schnelle Eingreiftruppe

PROVOKATION VOR DEM KANZLERAMT!

Sehr geehrter Berliner Senat, ach was, sehr geehrte Bundesregierung, lieber Gerhard Schröder, ich hoffe, Sie halten Ermittlungen wegen des Tragens eines FDJ-Hemdes für rechtens. Wenn nicht, sollten Sie Ihre Meinung, wie Sie das gewohnt sind, schleunigst ändern. (Was, Sie wissen nicht, was ein FDJ-Hemd ist? Das ist jetzt natürlich blöd. Macht aber nichts.) Halten Sie sich an die sächsische Staatsregierung. Die hat gerade erklärt, dass sie es in Ordnung findet, wenn jemand, der ein FDJ-Hemd trägt, strafrechtlich verfolgt wird. In Oschatz ist nämlich ein 17-jähriger Schüler von einem Polizisten aufgefordert worden, sein unter dem Anorak getragenes FDJ-Hemd sofort auszuziehen. Der Polizist berief sich darauf, dass die Freie Deutsche Jugend im Westen 1954 verboten und dieses Verbot nie aufgehoben worden ist. Das Verfahren wegen des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole ist jedoch eingestellt worden.

Das Verfahren einfach einstellen – wo gibt’s denn so was? Lieber Gerhard Schröder, diese Feigheit vor dem Feind sollten Sie nicht durchgehen lassen. Ich möchte Ihnen dazu gern Gelegenheit geben. Ich selbst bin im Besitz des besagten verfassungsfeindlichen Symbols. Ich werde es extra für Sie aus meinem Schrank holen, anziehen und mich damit morgen Mittag um 12 Uhr direkt unter Ihr Bürofenster im Kanzleramt stellen. Ein Ostler im FDJ-Hemd beim mächtigsten Mann der Republik! Das ist eine Provokation! Greifen Sie durch! (Ach, vergessen Sie Ihre Vergangenheit als Juso-Chef. Schwamm drüber.)

Ich erwarte eine entsprechende Behandlung. Nicht dass mir da ein einfacher Streifenpolizist auftaucht. Ich will zehn Hundertschaften BGS sehen, Wasserwerfer, Leopard-Panzer. Die Verfassung ist bedroht. Benachrichtigen Sie sofort den Scharping. Der soll an den Völkermord in Auschwitz erinnern und den Nato-Rat zusammentrommeln. Ich will schwere Geschütze gegen das kleine, fiese FDJ-Hemd sehen! Telefonieren Sie mit Washington. Clinton soll seine schnelle Eingreiftruppe schicken. Herr Bundeskanzler, lassen Sie es nicht zu, dass es Menschen gibt, die nichts dazugelernt haben und der DDR-Diktatur nachtrauern. Das Schicksal der Welt liegt in Ihren Händen.

Herzlichst Ihr JENS KÖNIG

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