: Bestürzung über Ermordung Anayas
■ Friedensdialog in El Salvador in Frage gestellt, Regierung kündigt Untersuchung des Mordes an / Oppositionskreise in El Salvador kündigen Protestaktionen an / Auswärtiges Amt in Bonn verurteilt Mord
Von Gaby Gottwald
Berlin (taz) - Einen Tag nach der Ermordung des Präsidenten der unabhängigen Menschenrechtskommission (CDHES) in El Salvador kündigte die Guerilla an, sie werde ihre Teilnahme an den Friedensgesprächen überprüfen. Die FMLN will aus Protest den gesamten Verkehr im Lande lahmlegen. Die Regierung kündigte eine Untersuchung des Mordes an und rief dazu auf, Demonstrationen zu unterlassen. Der oppositionelle Dachverband von Gewerkschaften und Kooperativen hat Protestaktionen angekündigt. Mitglieder der Organisation Anayas erklärten am Montag in San Salvador, daß dieser brutale Mord im Rahmen einer Reihe von Bedrohungen gegen die Mitarbeiter der CDHES in der letzten Zeit zu interpretieren sei. So werde seit längerem das Büro der Organisation bewacht und Mitarbeiter mit Morddrohungen eingeschüchtert. Anaya habe ebenfalls solche Drohungen erhalten. Die Hetze gegen die CDHES sei durch eine Pressekampagne geschürt worden, innerhalb deren Anaya und andere Personen namentlich als Mitglieder der Guerilla denunziert worden seien. Als Mörder Anayas wurden den Streitkräften nahestehende Todesschwadrone genannt. Der Leichnam des ehemaligen Präsidenten der Menschen rechtskommission wurde am Montagabend in der Kathedrale von San Salvador aufgebahrt. Das Begräbnis ist für den kommenden Freitag vorgesehen. Die Regierung des Präsidenten Duarte stritt jede Beteiligung und Verantwortung für die Ermordung des Menschenrechtlers ab. Am späten Montag abend zogen Hunderte von Gewerkschaftern zum Sitz der Menschenrechtskommission, wo der Leichnam des Ermordeten aufgebahrt war. In Bonn wurde die Ermordung von Herbert Anaya scharf verurteilt, soweit bereits Erklärungen am Dienstagmittag vorlagen. Das Auswärtige Amt bezeichnete den Mord als „feigen Anschlag auf den Geist des Abkommens von Guatemala“ und forderte die Regierung in El Salvador auf, für eine schnelle Aufklärung Sorge zu tragen. Die Grünen im Bundestag klagten die Regierung Duartes an, durch ihre Denunziation von Menschenrechtlern für die Ermordung mitverantwortlich zu sein. Von der Bundesregierung verlangten sie die Einstellung der Entwicklungshilfe an Duarte, da sie wie eine „Budgetfinanzierung des militaristischen Terrors“ wirke. Der Vorstand der SPD sieht in der Erschießung Anayas einen „Rückschlag für die Bemühungen, auch in El Salvador den Friedensprozeß in Mittelamerika auf eine gesicherte Grundlage zu stellen.“
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