: Bessere Gleise und Polster
■ Ost-Berlins Tram-Strecken werden zu einem großen Teil erneuert/ Betonschwellen zerfallen/ Benutzer müssen auf Ersatzbusse umsteigen
Berlin. Die Fahrgäste der Tram im Ostteil der Stadt müssen auch in den nächsten Monaten damit rechnen, daß ihnen auf wechselnden Strecken nur ein Busersatzverkehr angeboten wird. Der Grund dafür sind die geplanten Gleisbauarbeiten am vorhandenen Straßenbahnnetz, die von der BVB jetzt aus einem 35-Millionen- Investitionstopf finanziert werden können. Unter dem Strich sind in diesem Jahr mindestens 30 Kilometer Straßenbahnstrecken zu rekonstruieren, so der kommissarische Leiter des Bereichs Straßenbahn bei der BVB, Friedrich Jacobs.
Laut Jacobs teilt die Ostberliner Tram das unglückselige Schicksal des großen Bruders Reichsbahn: Auf etlichen Abschnitten wurden Betonschwellen verlegt, die langsam zerfallen und den Gleisen deshalb keinen Halt mehr geben. Um keine Betriebsunfälle zu riskieren, richtete die BVB bereits Langsamfahrstellen ein — beispielsweise in Marzahn auf der Allee der Kosmonauten, wo die an sich 60 Stundenkilometer schnellen Tatra-Wagen von der Rhinstraße bis zur Elisabethstraße nur mit 30 Stundenkilometern fahren dürfen.
Inzwischen wurde in der Prenzlauer Promenade zwischen Ostsee- und Langhansstraße mit der Erneuerung der Gleise begonnen. Einen zweiten Gleisabschnitt will die BVB ebenfalls in den Sommermonaten in Angriff nehmen, und zwar den in der Seelenbinderstraße in Köpenick von der Bahnhofstraße in Richtung Hirschgarten.
In der Müggelheimer Straße/ Wendenschloßstraße hingegen rattern wieder wie gewohnt die Straßenbahnlinien 16, 19 und 21 bis zum Krankenhaus Köpenick.
Über die Anschaffung neuer, moderner Trambahnwagen ist momentan noch nicht entschieden. Verkehrssenator Haase läßt zur Zeit prüfen, was die Vor- und Nachteile von Stadtbahnreihen sind, deren Wagenkästen nicht wie beim Tatra-Typ 2,30 Meter ausmachen, sondern nunmehr bis zu 2,60 breit sind. BVG und BVB plädieren für eine Breite von höchstens 2,40 Metern, weil man sonst erst die Gleise zeit- und kostenaufwendig auseinanderziehen müßte. Dies ist außerdem aus Platzgründen häufig nicht möglich.
Immerhin will man den Bestand der relativ neuen Tatra-Tramfahrzeuge frühestens in zehn Jahren ausmustern und vorher noch einmal, so gut es geht, modernisieren. Zunächst möchte die BVB ein erneuertes Testexemplar in den nächsten Wochen erproben. Bei den Tatra-Wagen soll insbesondere die Fahrtzielanzeige im Innern umgerüstet werden. Immer wieder haben sich Fahrgäste über die zu kleine Schrift auf den jetzigen Anzeigen beschwert. Weiter ist vorgesehen, die harten Schalensitze zwecks höherem Komfort mit einer weichen Auflage zu versehen. Allerdings wird diese wahrscheinlich nur aus einem ein Zentimeter dicken Schaumstoff bestehen. Thomas Knauf
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