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GastkommentarBesser umverteilen

■ Rudolf Hickel, Bremer Professor der Wirtschaftswissenschaft, zur Mehrarbeit für LehrerInnen

Die letzte Woche begann mit zwei deprimierenden Informationen: Zum einen wird die im Februar gezählte Zahl an registrierten Erwerbslosen mit über 4,6 Millionen Rekordniveau erreichen – vergleichbar der Lage am Ende der Weimarer Republik.

Zum anderen beschloß der Ausschuß der Großen Koalition in Bremen, die Arbeitszeit für Lehrer um zwei Stunden ohne Bezahlung zu verlängern.

Unter dem Regime der Massenarbeitslosigkeit die Arbeitszeit zu erhöhen, ist arbeitsmarktpolitisch falsch, finanzpolitisch unsinnig und bildungspolitisch unverantwortlich. Dringende Neueinstellungen werden dadurch verhindert, und die Vergreisung des Lehrkörpers schreitet voran.

Warum fehlt der Bremer Politik die Fähigkeit, in puncto Arbeitszeitverkürzung von der Privatwirtschaft zu lernen? Dort sind zum Teil radikale Modelle der Reduktion der Arbeitszeit ohne vollen Lohnausgleich in Krisenbranchen tarifpolitisch vereinbart worden, um wenigstens den weiteren Abbau der Beschäftigung zu stoppen.

Die Bremer Politik hat die Chance vertan, vergleichbar einigen ostdeutschen Ländern, die Arbeit solidarisch durch Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich in den Schulen umzuverteilen. Ein solches Pilotprojekt hätte sich durchaus bei den anstehenden Verhandlungen über die Sanierungshilfen für Bremen in Bonn vorzeigen lassen.

Letztlich bleibt nur die Häme, den als „faul“diffamierten LehrerInnen auf Kosten steigender Arbeitslosigkeit eine Strafe verpaßt zu haben. Spekuliert wird darauf, daß wohl auch wegen Überlastung die zusätzlichen Arbeitsstunden nicht angenommen werden und darüber die Lohnsenkung durchgesetzt wird. Dieser Beschluß sollte zugunsten eines „Bündnisses für Arbeit“zurückgenommen werden. Freilich klappt das nur, wenn die Einsparungen durch Arbeitszeitverkürzung kontrollierbar in die Finanzierung von Arbeit umgesetzt werden.

Rudolf Hickel

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