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Besetzungswelle von Betrieben in Sachsen

■ Besetzung von Sachsenring unterbrochen/ Zwei weitere Betriebe besetzt/ „Soviel wie möglich solcher Aktionen“

Chemnitz. In Sachsen kündigt sich offenbar eine Welle von Betriebsbesetzungen an. Rund 150 Mitarbeiter der Sachsenring Automobilwerke GmbH in Zwickau hatten das Werk von Freitag bis Montag besetzt gehalten und diese Aktion am Montag abend für eine Woche ausgesetzt. Vorausgegangen war eine heftige Debatte zum Für und Wider einer Beteiligung der Treuhand an der definitiv in Aussicht gestellten Qualifizierungsgesellschaft, die 4.100 Trabi- Werkern eine Zukunft ermöglichen soll. In Leipzig übernahmen die Belegschaftsmitglieder der zum Takraf-Konzern gehörenden VTA- Leipzig ihren Betrieb. Nach Angaben des Leipziger IG-Metall-Chefs Jürgen Kledzin fordern die Arbeitnehmer von der Treuhand eine ähnliche Diskussion wie sie um Carl Zeiss Jena geführt werde. Demnach erhalte Carl Zeiss 3,6 Milliarden DM Subventionen.

Der Erhalt des Produktionsstandortes ist auch das Ziel einer Betriebsbesetzung in der dkk Scharfenstein GmbH bei Chemnitz. Am Dienstag morgen besetzten rund 1.400 Mitarbeiter diesen Betrieb, in dem Verdichter für Kühlschränke hergestellt werden. Sie fordern von der Treuhand die Rücknahme des Beschlusses, das Werk am 1. Juli zu schließen. Vielmehr solle die Treuhand das Sanierungskonzept der Geschäftsleitung anerkennen, die Produktion „über eine gewisse Zeit“ zu erhalten. Das erklärte Ingolf Olsen von der IG-Metall-Verwaltungsstelle Zschopau der 'dpa‘. Generell fordere die Belegschaft von Kommunen und Landesregierung ein Konzept zur strukturellen Entwicklung des mittleren Erzgebirges.

Eine Betriebsbesetzung ist nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden der Robotron Ascota AG (Chemnitz), Kurt Held, für Mittwoch vorgesehen, „falls sich nicht Treuhand und Ascota AG über die Zukunft des Unternehmens einigen können“. So verweigere die Treuhand die Beteiligung des Unternehmens an der geplanten Beschäftigungsgesellschaft und wolle auch nicht das ruhende Arbeitsrechtsverhältnis für Mitarbeiter, die sich in der Umschulung oder ABM befinden, akzeptieren. Ein Mitglied der Treuhand Berlin werde für Mittwoch in dem Unternehmen erwartet. Vom Ausgang dieses Gespräches sei das weitere Vorgehen abhängig. Brigitte Ludewig von der IG-Metall-Verwaltungsstelle Zwickau sagte, daß „soviel wie möglich solcher Aktionen“ in Sachsen angestrebt seien.

Die Treuhand könne ihre Praktiken bei der Sanierung von Unternehmen und ihr Verhalten in der Frage der Beteiligungen von Unternehmen an Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaften nicht beibehalten. Über diese Gesellschaften wird nach Auskunft von Treuhand-Vorstandsmitglied Klaus-Peter Wild der Treuhand-Verwaltungsrat am Freitag sprechen. dpa

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