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Besetztes Haus geräumt

■ Neun BesetzerInnen von der Polizei vorübergehend festgenommen / FU: Keine Problemlösung durch „Landnahme“ universitärer Einrichtungen

Ein seit Oktober von StudentInnen besetztes Gebäude der FU in der Brümmerstraße in Dahlem ist am Montag morgen um 6.40 Uhr von der Polizei geräumt worden. Das ehemalige Institut für Ethnologie wurde, wie berichtet, nach einem Beschluß einer StudentInnenvollversammlung über Wohnungsnot zum Wohnraum umfunktioniert. Die BesetzerInnen kommentierten die Räumung gewohnt martialisch: Einmal mehr habe „sich die sogenannte Linke an der Zerstörung selbstbestimmter Wohn und Lebenszusammenhänge beteiligt und sich damit zu Bütteln der Herrschenden gemacht“. In den vergangenen Monaten versuchte die FU-Leitung auf dem Verhandlungswege den Konflikt zu lösen. Die FU teilte mit, daß sie sich des drängenden Problems der studentischen Wohnungsnot bewußt sei, doch könne dieses Problem nicht durch „Landnahme“ gelöst werden. Gestern sei das Ultimatum zum freiwilligen Verlassen der Räume, die renoviert und als Beratungsstellen für ausländische StudentInnen, die Frauenbeauftragte und den Behindertenbeauftragten genutzt werden sollen, abgelaufen.

Nachdem die HausbesetzerInnen der Auforderung eines FU -Beauftragten, das Gebäude zu verlassen, nicht gefolgt seien, drang die Polizei durch die Fenster in das verbarrikadierte Haus. Sie wurde mit Farbeiern und Knallkörpern empfangen. Fünf Männer und vier Frauen wurden zur Feststellung ihrer Personalien vorübergehend festgenommen, ein Mann ohne festen Wohnsitz blieb zunächst in Polizeigewahrsam.

Seit Anfang März hatte die AL versucht, über das Studentenwerk Wohnungsraum für die BesetzerInnen zu vermitteln. Ersatzwohnraum konnte in einem überwiegend leerstehenden Hinterhaus in der Charlottenburger Zillestraße gefunden werden. Doch die Anmietung durch die BesetzerInnen scheiterte. BVV-Mitglied Micha Schulze kritisierte die FU, die mit der Entschuldigung, sie sei keine Wohnungsbörse, keine Initiative zur Beschaffung von Wohnraum gezeigt habe. Der Senat verabschiedete vergangenen Herbst ein Studentenwohnheimprojekt, wonach in den nächsten Jahren über 3.000 neue Wohnraumplätze geschaffen werden sollen. Zur Zeit würden durch den Umbau eines Hauses in Tiergarten und des Klinikums Westend 150 bzw. 350 neue Plätze geschaffen, sagte eine Sprecherin der Wissenschaftsverwaltung.

lisa

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