Besetzte Immobilie: Schüsse fallen vor Nazi-Hotel
Angeblich sind vermummte Linke auf das Hotelgrundstück im niedersächsischen Faßberg eingedrungen, das NPD-Vize Jürgen Rieger gepachtet haben will. Dabei soll jemand "zwei Schüsse" abgegeben haben.
Im niedersächsischen Faßberg spitzt sich die Situation um das von Neonazis besetzte "Landhaus Gerhus" zu. Am Freitag vor einer Woche waren Neonazis überraschend in das Hotel im Kreis Celle eingezogen. Die Polizei teilte nun mit, das schon am Sonntag Schüsse auf dem Anwesen gefallen seien, das der NPD-Bundesvize Jürgen Rieger gepachtet haben will. Die Gemeinde hatte zuvor einräumen müssen, das eine schnelle Räumung rechtlich nicht möglich sei.
Der genaue Verlauf der Geschehnisse vom Sonntag sei noch unklar, sagt ein Polizeisprecher. Unbekannte Vermummte sollen das 8.000 Quadratmeter große Grundstück mit dem 80-Betten-Hotel betreten haben. Sie fotografierten einen 18-jährigen Rechtsextremen. "Wir gehen davon aus, dass die Eindringlinge aus der linken Szene stammen", sagt der Polizeisprecher. Bei der Suche der Rechtsextremen nach den Eindringlingen seien "zwei Schüsse aus einer Waffe" gefallen. Der 18-Jährige sei zudem von hinten geschlagen worden. Wer geschossen hat, teilte er nicht mit.
Rieger will mit der Eigentümerin des Hotels einen Pachtvertrag für einen Mietzins von 600 Euro vereinbart haben - Laufzeit: zehn Jahre. Einen Tag später erstritten Gläubiger der verschuldeten Hotel-Besitzerin vor Gericht, dass ein Zwangsverwalter für die Immobilie ernannt wurde. Der zweifelt den Vertrag an. Inwieweit es sich um einen Scheinvertrag handelt, um den Kaufpreis in die Höhe zu treiben, überprüft die Staatsanwaltschaft.
Trotz der Rechtsunsicherheiten teilte Rieger dem Zwangsverwalter am vergangenen Wochenende per Fax mit, er habe "die Türschlösser aufgebohrt". Wenig später sollen Riegers Gesinnungsfreunde eingezogen sein.
Faßbergs Bürgermeister Hans-Werner Schlitte (parteilos) sagt, dass ein Investor 750.000 Euro für das Hotel geboten habe, um dort ein Pflegeheim zu eröffnen. Die Eigentümerfamilie habe jedoch abgelehnt. Rieger soll 1,2 Millionen Euro geboten haben.
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