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Beseeltes Würgen

Endlich ist der gemeine Glühwein wieder da

Gesöfffoto: dpa

Das beliebteste Brechmittel der Deutschen ist zurück. „Heiße Getränke, eisige Bahnen – Start für Weihnachtsmärkte“, meldete am Montag die Feierbiest-Agentur dpa. Tatsächlich werden in dieser Woche die meisten Weihnachtsmärkte eröffnet. Und damit heißt es erneut: Besinnliche Brauchtumspflege bis zum Erbrechen. Und an erster Pflegestelle steht wie immer der Glühwein, dieses gemütliche Gemisch aus schlechtem Rotwein, löffelweise Zucker und in Essig getränkte alte Socken. Das Schönste aber ist: Die zungenverbrennende Plörre wird wie jedes Jahr auch in diesem wieder teurer. Im Schnitt fünf Euro kostet ein Becher des ungenießbaren Gesöffs. Grund sei angeblich „die schlechte internationale Ernte bei Fruchtweinen“, wie es bereits im Oktober hieß. Wahrer Grund ist selbstverständlich die enorme Gewinnspanne zwischen hohem Preis und minderer Qualität, die allen beduselten Glühweinfans schon nach dem ersten Schluck den Atem und den Verstand raubt. Und nach einer Bratwurst und einer Zuckerwatte kommt es dann sehr schnell zum angestrebten Resultat. Allen beseelten Weihnachtsmarktbesuchern: Schönes Würgen!

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