■ Standbild: Beschämenderes
„WDR-Talkshow“, Do., 22.30 Uhr, WDR
Na gut, das rote Rundsofa war schon mal 'ne Scheißidee. Talkgäste brauchen (ihren) Platz zum Reden. Kein Wunder also, daß die WDR-Talk- Premiere trotz erstklassiger Talkgäste wie Helmut Dietl, Christa Müller, Nina Hagen usw. danebenging?
Einen unverdienten Höhepunkt gab's jedenfalls in der 74. Gesprächsminute. Gastgeber Sven Kuntze (der Mann, der einen im „ARD- Morgenmagazin“ immer so hübsch verpennt mit aller Welt versöhnte) interviewte an der Studiobar irgendeine „Frau für das nächste Jahrtausend“: „Sie kriegen auch 'n Preis von mir“, sagte Kuntze noch gelassen, „so 'n richtigen Staubfänger, den können Sie mit nach Hause nehmen, vom ARD-Morgenm..., von der ARD- ...“ – stand auf, ging zurück aufs Talksofa und schämte sich für seinen Versprecher sichtlich in Grund und Boden. Obwohl es doch so viel Beschämenderes gab. Seine Co-Moderatorin Ursula „Ich lege den Kopf gern schief“ Heller nämlich: Taktlos und, ja, unprofessionell blabbelte sie drauflos und dazwischen, auch wenn sich die Gäste gesprächsbereit wie sonst vielleicht gerade mal bei der Meilensteinkonkurrenz von „III nach 9“ zeigten: „Aber die Grausamkeit des Öffentlich-Rechtlichen...“ hob z.B. Dietl an, das Gespräch spannend werden zu lassen. Doch schon trampelte Heller mit einem „Aber mich interessiert jetzt mal überhaupt...“ aufkeimendes Interesse platt, wenn sie nicht gerade Populismusfloskeln („Die Menschen haben Angst in Deutschland, Angst vor der Gewalttätigkeit!“) ausspuckte.
Und drum, liebe WDRler: Gebt dem Kuntze eine Maybritt Illner o.ä. zur Seite, sendet bloß einmal im Monat – und in ein paar Jahren macht's einen erst wenn der Abspann kommt traurig! Christoph Schultheis
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