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Beschäftigungsprogramm in GriechenlandHauptsache Arbeit

Athen will in der Rekordzeit von drei Monaten 150.000 Arbeitsplätze schaffen. Die Arbeitslosigkeit liegt derzeit bei 18 Prozent. Die dafür benötigten Gelder kommen hauptsächlich aus der EU.

Diese Frau hält sich mit Stricken in Athens Straßen über Wasser - anderen soll das Jobprogramm von Ministerpräsidenten Lucas Papademos helfen. Bild: dpa

ATHEN dpa | Die Regierung des griechischen Ministerpräsidenten Lucas Papademos will versuchen, in den kommenden drei Monaten 150.000 Arbeitsplätze in dem von der Schuldenkrise heimgesuchten Land zu schaffen. Dies gab Papademos nach einem Treffen seines Ministerrats am Mittwochabend bekannt.

"Die Krise und die Arbeitslosigkeit haben tausende Familien getroffen", erklärte Papademos schriftlich. Athen wolle in den kommenden drei Monaten hauptsächlich mit Geldern aus der EU die neuen Arbeitsplätze schaffen. Zudem soll bedürftigen Menschen unter die Arme gegriffen werden.

In dem ehrgeizigen Projekt sollen sich auch die Städte und Gemeinden sowie das Erzbistum der Orthodoxen Kirche in Athen beteiligen. In Griechenland ist allein dieses Jahr die Wirtschaft um etwa 5,5 Prozent geschrumpft. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 18 Prozent mit stark steigender Tendenz. Nach Angaben der nationalen Notenbank leben in Griechenland mittlerweile 500.000 Menschen in Familien, deren beide Eltern ohne Arbeit geblieben sind.

Das neue Beschäftigungsprogramm soll eine Höhe von 900 Millionen Euro haben. Die meisten Gelder sollen aus EU-Fonds kommen. Details darüber, in welchen Projekten genau diese Menschen Arbeit finden sollen, nannte der Regierungschef zunächst nicht. Humanitäre Organisationen und die Orthodoxe Kirche in Griechenland unterstützten in der Krise zehntausende Menschen.

Allein die Kirche versorgt 250.000 Menschen im Land mit Lebensmittelhilfen und Mahlzeiten. An der Aktion "Alle zusammen - wir können es schaffen" nehmen auch tausende Bürger und fast alle Supermärkte des Landes teil. In Griechenland erhalten Arbeitslose für höchstens ein Jahr Arbeitslosengeld. Danach gibt es keine Hilfe vom Staat mehr. Erwerbslose sind auf die Hilfe von Verwandten oder von kirchlichen und anderen humanitären Organisationen angewiesen.

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3 Kommentare

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  • PA
    Peter Adam

    Ja, gebt meinen Landsleuten Arbeit!!! Damit sie von den wirklichen Problemen abgelenkt werden, ein voller Bauch träge macht, damit diejenigen die sich anmaßen Befehle zu erteilen, sich die Taschen auf Ihre Kosten weiter füllen können...Einfach nur noch abartig diese Sch...EU-Bonzen.

  • AG
    Angela Guttenzwerg

    Es lagen 13 Milliarden aus dem EU-Strukturfond bereit, mit denen man eine komplette Fahrradindustrie für Land und Touristen aufbauen könnte, aber das Geld hat längst der deutsche Außenminister mit der lecker glänzenden Haut für deutsche Firmen abgegriffen, die damit auch noch die letzten Wälder, Berge und Inseln für Lieferschneisen für Schwertransporter für Windrädern zerstören werden und von denen Griechenland genauso viel hat wie vom grassierenden All Inclusive Tourischeiss, seit zwei Jahren erlassenen Flughafengebühren - was natürlich der Kunde nicht erfährt - oder 800 augebauten Häfen für Kreuzfahrtrentner, die demnächst dann eh nach Nordafrika dackeln werden.

     

    Dieses Pogramm hat dagegen nur den einen Sinn: Die Wahlbeteiligung soweit zu drücken, daß die national-"sozialistische" Regierung, bzw. ihre Parteien nicht völlig untergehen.

    37% stehen z.z. auf linke und kommunistische Parteien, "Ungültige" mind. 11% und das bei einer Wahlbeteiligung von 40-60%. Genau deshalb hat man auch dreist den ausgehandelten Termin für die Wahlen um 2 Monate verschoben. Hätte man das bereits im November angekündigt, hätten neue Parteien, die durch die mit Absicht erschwerten Zulassungsriterien (Nachweis der Verfassungskorruptheit, etc.) gekommen wären, immerhin eine kleine Chance gehabt. Und dabei ist sich eigentlich jeder bewußt, daß nur ein bewaffneter Aufstand helfen würde und man sich auf die "demokratischen" Bedingungen nur einläßt, um Blutvergiessen zu vermeiden. Sollte sich eine libertäre Persönlichkeit wie Allende finden, kommt es allerdings eh dazu...

  • H
    Hans

    Das ist schön und gut, aber die Griechische Zentralbank geht von einem Minuswachstum von 2 Prozent für 2012 aus. Unabhängige Experten kommen schon mal auf 7,5 Minus. Das bedeutet doch, dass diese Programme schon jetzt nicht richtig ausgestattet sind, denn auch die Schwarzarbeit bringt in Athen nicht mehr viel. Wenn niemand kauft, kauft auch niemand im Schwarzmarkt ein. Und nächstes Jahr startet in Europa ein Abschwung - es könnte also noch schlechter werden.