Berufungsgericht zu „Costa Concordia“: Es bleibt beim Urteil für den Kapitän
Das Gericht berät stundenlang, am Ergebnis ändert sich nichts: Der Kapitän des Unglücksschiffes muss 16 Jahre ins Gefängnis. Es gibt aber noch einen Ausweg.
Der 55-Jährige war im Februar vergangenen Jahres in erster Instanz unter anderem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, Körperverletzung und dem Verlassen des Schiffs verurteilt worden. Das Berufungsgericht veröffentlicht seine Urteilsbegründung voraussichtlich erst in einigen Monaten schriftlich. Schettino war bei der Urteilsverkündung nicht im Gericht, er verfolgte den Schuldspruch in seinem Heimatort Meta di Sorrento bei Neapel.
Das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ hatte im Januar 2012 einen Felsen vor der Mittelmeer-Insel Giglio gerammt und war gekentert. Insgesamt 32 Menschen starben, darunter zwölf Deutsche. Die Richter in Florenz entschieden nun zudem, Schettino für fünf Jahre die Ausübung aller Berufe im Bereich der Schifffahrt zu untersagen.
Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert, die Staatsanwälte 27 Jahre und drei Monate Haft gefordert. Schettino bleibt nun noch der Gang vor das Kassationsgericht in Rom, Italiens höchstes Gericht. Legen er oder die Staatsanwaltschaft noch einmal Berufung ein, könnte Experten zufolge mindestens ein weiteres Jahr vergehen, bis es ein rechtskräftiges Urteil gibt. Schettino ist noch auf freiem Fuß.
Der Kapitän hatte die „Costa Concordia“ nach dem Unglück in einem Rettungsboot verlassen, obwohl noch Menschen an Bord waren. Er begründete das damit, dass er in das Boot gefallen sei. Aus einem Funkgespräch mit dem wütenden Leiter der Küstenwache ging später hervor, dass er sich anschließend geweigert hatte, auf das sinkende Schiff zurückzukehren und sich seiner Verantwortung zu stellen. In Italien wurde Schettino auch als „Kapitän Feigling“ verspottet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!